Das Fest der tausend Erzählungen im Fürstentum Bandaras [23.09.2017]

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Geran
Gelöschter Benutzer

Das Fest der tausend Erzählungen im Fürstentum Bandaras [23.09.2017]

von Geran am 30.09.2017 19:54

Informationen:
Teilnehmer: Aleabis, Aravae, Cerwen, Leonie, Letholdus, Myrandir, Ryzask, Shiori, Thiara
Eventleiter: Cerwen
Dauer des Events: Sieben Stunden
Besuchte Orte im Event: Testulam-Wald (Waldkauz-See im Bandaras Fürstentum)

Zusammenfassung:
Wie jedes Jahr wird am Waldkauz-See das große Fest der tausend Erzählungen veranstaltet, bei welchem sich Humanoide aus ganz Revaria versammeln, um ihre Geschichten der großen Würfeleule als Tribut zu zollen, für den Schutz und die Liebe, welchen sie ihren Gläubigen zu Gute kommen lässt. Neben den Eulen die rund um auf den Bäumen saßen und ihr Konzert mit ihrem Schuhuen vorführten. Aber neben Elfen, Menschen und sogar Zwergen, beteiligten sich auch einige der Scheueren Waldbewohner so dem Fest. So waren eine Gruppe aus fünf Dryaden und auch einige Nymphen anwesend, die scheinbar gar nicht zurückhaltend wirkten. In der Mitte vom See thronte auch eine kleine Insel auf welcher manche Besucher schon berichteten, die Würfeleule selbst gesehen zu haben.


Neben der Fürstin des Bandaras Fürstentums, Thiara, hat sich natürlich auch ihre Schwester, die Dekanin Cerwen Bandaras, welche ihr begeistertes Kätzchen Leonie mitgebracht hat. In Begleitung der jungen Shiori wird auch Ryzask eine Geschichte erzählen und sogar die Efreetin Myrandir gab ihrer Neugierde nach. Natürlich durfte auch der freie Ritter Letholdus Eulenschweif nicht fehlen, der ebenfalls ein Gläubiger der großen Würfeleule war und die schüchterne Aravae wollte sich auch einmal einen kleinen Einblick in das Fest verschaffen.

Aber weil keinerlei Priester der Würfeleule anwesend waren, musste die Fürstin Thiara Bandaras die Initiative ergreifen und das Fest nun selbst einläuten, so räusperte sie sich, um die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich zu ziehen und hielt ihre Ansprache ab, sie begrüßte alle recht herzlich zu dem Fest der tausend Erzählungen und erklärte für die Unwissenden die Bedeutung hinter der Versammlung und erläuterte teilweise den Glauben an die allmächtige Würfeleule. Als sie dann schließlich die Ansprache beendet hatte, bat sie zu aller erst ihre Schwester hinauf, damit sie beginnen kann, den Neugierigen Leuten ihre fantastische Geschichte Kund zu tun:

„Nun...es ist mir eine Ehre hier heute beginnen zu dürfen, das ist das erste Mal, dass mir diese gebührt, und aus diesem Grund möchte ich euch sehr gerne mit einer etwas anderen Geschichte aus meiner etwas weiter zurück reichenden Vergangenheit erzählen, welche ich mir immer für einen etwas spezielleren Moment aufgehoben hatte. Alles trug sich ursprünglich noch zu, als ich viele Jahre, sogar zwei Jahrhunderte um genauer zu sein, in Astora verbracht habe. Inzwischen müsste es gute 450 Jahre her sein, wenn mich mein Zeitgefühl nicht trügt. Damals war ich lediglich eine kaum beachtbare Meisterin der Veränderungsmagie, aufstrebende Magierin und in vielen Arten und Weisen verstrickt in so manchen astoranischen Politikstrang, im Endeffekt mehr als ich es mir hätte zutrauen sollen. Es geschah so, dass ich mich mit einem Kumpanen, einen Veteranen der Arkanmagie, und jemand, der heute ebenso hier sehr gerne eine Geschichte erzählt hätte, wenn er es denn könnte, dort durch ein Dutzend Grottenschrate gekämpft hatte, die die astoranische Großstadt Sybaris heimgesucht hatte. Nicht mehr viel blieb von ihnen übrig, natürlich, nachdem wir sie in Grund und Boden gestampft hatten. Wie dem auch sei entdeckten wir dort eine Höhle von seltsame glattem Gestein, nicht unweit von ihnen. Wenn auch der Rest der dortigen Ebenen, kahl wie sie waren und vermutlich immer noch sind, von Totems verschiedener Goblinoiden-Stämme bestückt waren, welche weder ein schöner Anblick noch ein guter Geruch waren, war diese Höhle gänzlich unberührt, es schien fast, als würden alle Goblins sie meiden. Neugierig wie ich einst war *und wohl immer noch bin* gingen wir hinein, nachdem ich meinen Kumpanen dazu überredet hatte, und die Höhle offenbarte sich tatsächlich als ein sehr seltsamer Ort voll wundersamer Gestalten. Nicht eine einzige Kreatur schien während des Durchgangs durch den seltsam glatten Stein, der sich später als reiner Obsidian herausstellte, uns nähern zu wollen, noch wurden wir auf irgendeine Art und Weise angegriffen. Wir kamen nach einiger Zeit der Wanderung im Fackellicht zu einer sehr großen unterirdisch angelegten Kuppel, welcher von einer Art magischen Membran geschützt wurde. Wir konnten zwei Knochen, vermutlich von Goblioniden sowie einen ganzen Schädel kurz vor dieser erkennen, doch dahinter befand sich eine wunderschöne unterirdische Flora und Fauna, wie ich sie kein zweites Mal entdeckt hatte. Neugierig wie ich war, schlenderte ich durch diese hindurch, und sie ließ mich tatsächlich passieren, während mein Kumpan von ihr abgestoßen wurde. Den Grund dahinter habe ich nie erfahren. Tatsächlich tapste ich mich voran durch diesen fast schon heilig wirkenden Hain, der an Flora und Fauna fast so viel zu bieten hatte wie dieser schöne Ort hier, und ich habe mich sehr an den Kreaturen des dortigen Waldes im Untergrund, welcher von einer künstlichen Sonne an Decke der Kuppel gespeist wurde, erfreut. Kaum als ich den etwas tieferen Wald betrat erkannte ich auch den Grund dahinter. Die seltenen Shimmer, eine kleine Rasse, sie sehen aus wie niedliche leuchtende Elfen im Kleindkindalter, die nicht mehr wachsen, schienen dort ihr Reich aufgebaut zu haben. Mit zum Glück sehr eindeutigen Gesten zeigten sie mir, dass sie mir nichts böses wollten, und ich ihnen folgen sollte. Kaum war ich keine 500 Meter durch verschiedenes Dickicht geirrt, durch das mich diese kleinen, leuchtenden Elfen geführt hatten, passierte ich auch noch eine innere Membran innerhalb des Waldes, und ich gelangte vor einem gigantischen Baum, wogegen jeder Baum ein einem rastanischen Regenwald dagegen wie ein Zahnstocher wirkte. Ich war wie angewurzelt vor Ehrfurcht vor diesem sicherlich 350 Meter in die Luft ragendem Baum, welcher einer Eiche ähnelte und seltsam gigantische rundliche Früchte trug. Er war wunderschön, und nicht im geringsten bedrohlich. Als ich mich diesem auf wenige Meter näherte, erschien in unmittelbarer Nähe von mir eine andere Shimmer, dieses Mal nicht in Form eines Kindes, sondern einer erwachsenen Elfe, welche ähnlich schimmerte wie ihre kleinen Gefährten. Tatsächlich hatte ich nie wieder in meinem Leben eine Shimmer von dieser Größe gesehen, und sie wirkte auch nicht so kindlich-tapsig wie die anderen, sondern voller Weisheit und Macht. Sie sprach zu mir und sagte mir, dass ich als Kind des Waldes von Testulam auch eine von ihnen war, ein Kind der Natur, weswegen ich auch im Gegensatz zu meinem mürrischen Kumpanen durch die Membran durfte. Sie sprach mich an als würde sie mich seit meiner Geburt kennen, sie kannte meinen Namen und meine Herkunft. Ich versuchte mein Bestes meine Nervosität nicht nach außen hin zu zeigen, was mir jedoch nur sehr spärlich gelangt. Sie sagte, ich solle mich nicht fürchten, und dass sie ein besonderes Geschenk für mich haben, welches ich für eine Zeit großer Not in meinem Land aufbewahren sollte. Ich bedankte mich bei ihr, und sie verschwand. In meiner Hand verbarg sich nun eine Frucht des Baumes, welche sich um ein Vielfaches verkleinert hatte, und es pocht bis heute. -holt eben diese nun hervor aus ihrer Tasche und hält sie in ihrer Hand- Auch wenn dies vielleicht jetzt etwas komisch klingen mag, möchte ich meine Geschichte ähnlich wie eine Fabel mit einem Lehrsatz beenden. Jene Biester, die wir Dämonen nennen, haben nicht nur Millionen von Menschen, Elfen, Zwergen und allen anderen Rassen auf dieser Welt das Leben geraubt, sondern auch solche wundervollen Schauplätze der Natur für immer vor unserer Nase verschlossen. Und so bitte ich euch alle hier Anwesenden heute, auch wenn diese Frucht hier nur eine Farce ist, Hoffnung in diesen schwierigen Zeiten zu bewahren, und gemeinsam mit all euren Talenten und Möglichkeiten füreinander und diese Welt einzustehen. Sie ist es, mitsamt all ihren Wundern und atemberaubenden Orten, so auch wie dieser hier, es wert, alles zu tun, um ihn zu schützen, und mein größtes Ziel ist es, diese Brut aufzuhalten, nach Astora zurückzukehren und diesen Hain eines Tages erneut besuchen zu können, und dann mit einer großartigen neuen Geschichte hierher zurückzukehren. Vielen Dank."

Fasziniert von dieser wunderschönen Geschichte applaudierten die lauschenden Gäste der Dekanin und freuten sich sichtlich schon auf die weiteren Geschichten, doch damit der Abend geordnet ablaufen kann, beglückwünschte Thiara ihre Schwester für die schöne Geschichte und meinte, nach dieser Erzählung würde die Würfeleule sicher gebannt den anderen Geschichten lauschen. Als nächstes kam schließlich die hübsche Efreetendame Myrandir an die Reihe und so trug die sehr erfahrene Frau auch zu dem Fest bei:

"Vor 17.000 Jahren in einem heute nicht mehr existierendem Land gab es eine blühende und wunderschöne Hafenstadt, ihr Name war Tiefwasser. Erbaut auf einem riesigen unterirdischem Gebäude genannt der Unterberg noch bestehend aus noch viel älteren Zeiten und kreiert von einem verrücktem Erzmagier namens Halaster. Hunderte Jahre versuchten sich verschiedenste Abenteurer an diesem Gewölbe um seine Legenden zu lüften und seine Schätze zu erbeuten... Doch wer hineinging kam nie wieder heraus, weder die Abenteurer noch die Schrecken die in der Tiefe angeblich lebten.Die Bewohner kümmerten sich wenig um diese Geschichten und der Gefahr auf der sie tagtäglich wandelten bis es eines Tages zu spät war. Die Belagerung der Stadt kam von unterhalb und unter der Führung der Valsharess, einer mächtigen Kriegsherrin eines Volkes verbannter Dunkelelfen, die das Ziel hatte die Stadt restlos zu vernichten. In dieser Stunde suchten die Fürsten von Tiefwasser nach Helden die sich der Gefahr aus dem Unterreich entgegenstellen konnten. So fanden sich eine Bardin, ein kleiner Dieb, ein Halb-Ork eine elfische Klerikerin und meine Wenigkeit ein um hinab in den Unterberg zu steigen. Auf der ersten Ebene fanden wir einige der Angreifer vor sowie das Labyrinth welches der Berg eigentlich war. Mit Geschick, Stärke und Weisheit ließ sich diese Eben bezwingen. Auf der zweiten Ebene warteten Prüfungen des Geistes und der mentalen Stärke. neben all den Fallen befand sich dort der Raum der Spiegel, jeder Spiegel stand für eine Emotion und eine Schwäche desjenigen der hineingesehen hat. Es schien das Werk meisterlicher Illusionskünstler zu sein. So nutzten unsere elfische Freundin und ich unsere Magie und zerschlugen die Spiegel. In dem anschließendem Gewirr aus Magie, Schwerthieben und Pfeilen verletzte sich unsere Bardin. Auf der dritten Ebene wartete überraschenderweise ein kleines Dorf auf uns, diejenigen die gegen die oberste Herrin rebellierten hatten und fliehen konnten versammelten sich hier. Wir konnten unsere Wunden behandeln, unsere Waffen schärfen lassen waren aber nicht weiter willkommen, Oberweltler bringen niemals gute Zeichen... so sprach der Älteste und verwies uns auf den Weg in die nächste und angeblich letzte Ebene, die Hallen der roten Schwestern und der roten Herrin persönlich. List und Heimlichkeit waren unsere Waffen, als wir unsere Wege durch die düsteren Gänge suchten. Es schien kein Ende zu nehmen, die unterirdische Stadt war riesig und ihr Anblick war so finster wie der Berg selbst. Angekommen im Zeremonienraum, wir schafften es gegen jede Erwartung heil und unentdeckt dort anzukommen, sahen wir einen Mann der bereits seit tausenden Jahren hätte tot sein müssen. Der Erzmagier Halaster als Gefangener der Dunkelelfen, die Gerüchte um seine Verrücktheit schienen sich zu bewahrheiten, weder seine Gefangennahme noch die Usurpation seines Werkes schien ihn zu stören. Seine Gedanken lagen tiefer im Berg und seine Worte verspotteten die die Belagerer. Selbst im Moment des Todes ließ sein Spott nicht nach... Myra: In einem Anfall von Ungeduld und Tatendrang ergriffen wir die Gelegenheit und wagten den Angriff. Zuerst verloren wir Tomi Untergalgen den liebenswürdigen Schurken eine Klinge durchbohrte sein Herz, anschließend fiel die verletzte Bardin einer Riesenspinne zum Opfer, kurz darauf hauchte eine der roten Schwestern unserer schönen Elfin das Leben aus. Am Ende standen nur noch ich, die Valsharess und Daelan der ritterliche Halb-Ork in den Hallen. Der nachfolgende Kampf schien zu einfach, es erforderte lediglich ein wenig Taktik und Geschick um die Herrin zu Fall zu bringen. Bis die eindringliche, scharfe Stimme in meinen Gedanken auftauchte mich und Daelan quälte. Die Stimmen formten das Wort wieder und wieder: "illithiden". Die Gedankenschinder, die sich an den eigenen Gedanken laben, sie korrumpieren und versuchen dich so zu vernichten. Wir flohen so schnell uns unsere Beine trugen und der Widerstand es erlaubte, weg von diesen Stimmen die erst eine Eben weiter oben nachließen, dennoch rannten wir. Wir überlebten während unsere Kameraden den Unterberg nie verließen, Tage später kehrten wir zurück um die Hallen und das Gewölbe zu verschließen und zu versiegeln. Die Stadt, durch die Belagerung und Angst zerstört wurde zu einer Geisterstadt und schließlich zu einer Ruine. Heute ist sie vollends von den Karten verschwunden und auch der Unterberg scheint nicht mehr als eine kaum gekannte Legende zu sein."

Beeindruckt von der Geschichte und der Tatsache das sie schon so lange her ist, weshalb auch Myrandir reichlich Applaus erntete und weil diese Geschichte so alt ist, bat Thiara als nächstes die junge Shiori zu sich hoch, ohne zu Ahnen, welch trauriges Erlebnis sie zu teilen hatte, so trat das Mädchen schüchtern und unsicher die Anhöhe hoch, worauf Thiara ihr noch Mut zusprach, ehe sie mit der traurigen Geschichte begann...

„Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich überhaupt nicht weiß, welche Geschichte ich erzählen soll... Ich hatte eigentlich eine Geschichte über eine Lektion meines Mentors erzählen wollen, aber auf dem Weg hier her hatte ich genug Zeit, um über das vergangene Jahr nachzudenken... und was sich alles verändert hat... Hier im Wald, aber auch in ganz Balora... Nun, ich... ich bin Heilerin in der Bastion... bei den Wächtern, denn die Bastion gibt es nun nicht mehr. Bis vor diesem Angriff hatte ich nicht wirklich eine Ahnung von den Dingen, die abseits des Testulam-Waldes vor sich gingen. Nur die Bedrohung durch die Dämonen war mir wirklich bewusst - das war auch der Grund, weshalb ich die Wächter zumindest als Heilerin unterstützen wollte. Das der Zusammenschluss der Wächter von Embaro als... kriegerischer Akt galt, war mir nicht wirklich bewusst. Erst... als sie uns angriffen... Ich träume manchmal immer noch von dem Lärm dieser Schlacht... Es... es war.... Es war nicht der erste Kampf. Aber... es war schlimmer als ein Kampf gegen Dämonen... Denn jetzt.... es waren keine monströsen Bestien, die nichts mit einem Elfen gemein hatten. Es waren... Elfen. Sie hätten meine Freunde sein können... Kameraden bei den Wächtern... Meine Schwestern oder Brüder... Tanten... Onkel... Und sie griffen uns an, obwohl wir doch nur den Wald beschützen wollten. Ich... ich weiß nicht, wie viele Wächter starben... Aber die Verluste waren wohl sehr hoch und die Bastion... Der Ort, den ich in den letzten Jahren als Zuhause bezeichnet habe... ist immer noch eine Ruine. Ich danke der Würfeleule aus tiefstem Herzen dafür, dass meine engsten Freunde... die Elfen, die ich auch als meine Familie bezeichne... überlebt haben. Und dass ich auf unserer... Flucht durch Embaro neue Freunde zu meiner Familie hinzufügen durfte. In... Weißhafen war es ähnlich... Es waren keine Elfen, sondern Ritter des Lichts, die irgendeinem Glauben nach unschuldige Männer, Frauen und Kinder getötet haben... Wir... wir konnten nicht viel tun... und haben in diesen Wirren unsere Reise fortgesetzt... Bis wir schließlich in Urda waren... Wo Argos glücklicherweise einen Friedensvertrag mit dem König aushandeln konnte... ein anderer als der, der den Angriff auf unsere Bastion befohlen hat. Wir... wir konnten wieder zurück.... nach Hause... ein zerstörtes Zuhause... Immer noch mit Tränen in den Herzen in Gedanken an unsere gefallenen Freunde... Aber... auch mit Hoffnung... Denn jetzt waren wir nicht mehr allein. Die Elfen, die uns nur wenige Monate vorher angegriffen haben... helfen uns jetzt dabei, den Wald gegen die Dämonen zu verteidigen... und die Bastion wieder aufzubauen, die sie zerstört haben... Auch... wenn dieser Wiederaufbau durch einen Dämonenangriff vor kurzem wieder zunichte gemacht wurde.... Wir... wir haben gemeinsam gekämpft... gelitten... und geblutet... Wir... haben alle das gleiche Blut geflossen... Selbst ihr König war dabei und hat sein Leben riskiert. Weil wir trotz unserer Unterschiede... Brüder und Schwestern sind... und einen gemeinsamen Feind haben, dem es egal ist, wer wir sind... was wir sind... woran wir glauben... wo wir leben... Aber... ich glaube... Das wir Hoffnung haben... weil wir unseren Streit vergessen... oder wenigstens beiseite schieben können... Damit Balora nicht so endet, wie es Astora getan hat... „

Während dieser traurigen Erzählung konnten die Mithörer feststellen wie schwer ihr das auf dem Herzen lag und so bekam sie auch keinen Applaus, da die meisten selbst sehr betroffen davon waren, oder gar selbst einige Tränen vergossen hatten. Allein Thiara schien das gänzlich kalt zu lassen und so trat sie zu Shiori um sie zu ihren Freunden zu bringen, damit sie wieder etwas munterer werden kann und aufgrund der vielen Verluste der edlen Recken rufte die Fürstin zu einer Minute des Schweigens auf. Um diese traurige Stimmung am See wieder zu retten, wandte sie sich dann schließlich an Ser Letholdus, da sie weiß das er in solchen Situationen immer eine Lösung parat hatte, was er auch dieses mal wieder bewies, so trat er mit einem Dank an Thiara die Anhöhe hoch und räusperte sich kurz, ehe er begann:

„Nun ich möchte davon erzählen wie mein edles und stämmiges Schlachtross den ungewöhnlichen Namen Buttercup erhalten hat. Eine Geschichte die Demut und Respekt vor seinen Freunden und Leuten lehren soll die einem am Herzen liegen. Als ich ein Junger Knappe von grade einmal 20 Jahren war, trainierte ich sehr oft mit meiner Jüngeren Schwester Thealis. Sie war mit 12 Jahren schon fähig ein Schwert zu führen welches ihrer Größe passend war. Dennoch schlug ich sie in jeder Übung. Nach einer Weile begannen wir einen Preis für den Sieger auszusetzen. Wenn ich gewinnen würde, musste sie mir immer eine Butterblume von der Wiese pflücken und es in ihrem Haar tragen. Eine Sache die sie absolut hasste, weil sie dann mehr aussah wie ein Mädchen statt wie ein Junge. Wenn Sie gewann, sollte ich ihre Stickarbeiten machen. Damit Sie weiter üben konnte. Natürlich siegte ich in jeden unserer Schwert Duelle und immer wieder musste Sie mit einer Blume im Haar herumlaufen. Doch eines Tages wollte Sie das wir in einem anderen Wettkampf gegeneinander antreten. Übermütig wie ich damals war stimmte ich ohne nachzudenken zu. Dieses Mal, wollte Sie aber im Falle eines Sieges mein Pferd aussuchen was ich reiten dürfte sobald ich zum Ritter geschlagen wurde. Naiv wie ich war, wusste ich nicht das sie heimlich Reitstunden genommen hatte. So ließ sie mich beim Rennen ihren Staub schlucken und ich verlor haushoch gegen sie. Klar war ich ein wenig gekränkt doch viel mehr überrascht das sie mich in etwas geschlagen hatte. Ich gönnte ihr die Freude. War die Entscheidung des Pferdes doch noch in weiter Ferne. So vergas ich diese Wette, bis zu dem tag als das Schert meines Vaters meine Schultern berührte. Meine Schwester war zu dem Zeitpunkt in die Ausbildung der Pferdezüchterin eingetreten und machte sich außerordentlich gut darin. Als ich dann mein Pferd aussuchen sollte, trat meine Schwester mit eben jenen Wetteinsatz wieder an mich heran. Ich konnte an ihrem schelmischen grinsen erkennen das sie sich etwas Besonderes Ausgedacht hatte. Als ich also auf der Koppel stand und mich neugierig umschaute, führte sie einen der prächtigsten Hengste zu mir den ich je erblicken durfte. Mit Stolz erfüllt mich der Gedanke dieses Pferd reiten zu dürfen. Meine Schwester trat überaus gut gelaunt an mich heran und sagte mir, dass dieser Hengst von ihr selbst Dressiert wurde und mich immer an sie denken lassen sollte. Als ich fragte wie der Hengst hieße, brach sie in herzliches Lachen aus und zwischen kleinen Lachkrämpfen brachte Sie seinen Namen hervor. Er lautete Buttercup..... Seit er ein Fohlen war wurde er mit diesen Namen dressiert. Er würde niemals einen anderen akzeptieren. Und da fiel es mir wie Federn von den Augen. Ich schämte mich zutiefst das ich all die Jahre so fies zu meiner kleinen Schwester war. Doch sie versicherte mir das sie mir schon lange alles verziehen hatte. Schon damals als sie beim Pferderennen gesiegt hatte. Doch nahm ich dieses Pferd mit Würde und Stolz entgegen. Es soll mich immer an diese wichtige Lehre erinnern. Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit."

Nach dieser aufheiternden Geschichte war die Stimmung auf dem Fest wieder fröhlicher und auch Shiori konnte ein sanfte Lächeln entlocken, das nutzte die Fürstin um die nächste Elfe nach vorne zu beten und diesmal hat es die unerfahrene Aravae erwischt und sie entschuldigte sich, lieb wie sie ist, schon im Voraus für das Stocken, weil sie doch etwas nervös ist und anlässlich zum Fest, erzählte sie den Anwesenden über ein magisches Treffen zwischen einer Eule und ihr:

„Die Geschichte ist nichts Besonderes, hat nichts mit Kämpfen oder dergleichen zu tun. Aber es ist eine der schönsten Erinnerungen an meinen Vater. Mein Vater und ich hatten uns sehr weit von Kabbal entfernt, über den Cigno- Fluss hinüber, bis zum Waldrand, was meine Mutter regelmäßig in den Wahnsinn trieb. Mein Vater war immer sehr erpicht darauf gewesen mir alles über die Natur und das Überleben in selbiger nahe zu bringen... Also schritten wir in den Wald hinein und das erste, was wir sahen war eine Schleiereule, wie sie auf einem niedrigen Ast saß. Sie erblickte uns und sah uns neugierig an. Dann kam sie zu mir herab gesegelt und setzte sich auf meine Schulter. Da ich noch recht jung war und klein, ließ mich ihr Gewicht ein wenig in die Knie gehen, aber ich versuchte mich so ruhig wie möglich zu verhalten, um sie nicht zu erschrecken. Sie berührte mein Gesicht mit ihrem, dann flog sie davon. Mein Vater... hielt das für ein gutes Zeichen. Er war ein sehr gläubiger Mann, was ich immer sehr respektiert habe. Danke... fürs zuhören."

Verlegen über die kurze Geschichte huschte das Mädchen schnell wieder ins Publikum zurück, bekam jedoch trotzdem reichlich Beifall für die kleine aber feine Erzählung aus ihrer Vergangenheit, worauf sie noch verlegener wurde. Der Kreis der zu erzählenden Personen lies langsam nach und Thiara musste sich erst einen Moment umschauen, bis sie schließlich Ryzask erblickte und eben jenen zu sich hoch bat:

„Ich hier viele gute Geschichten gehört. Auch traurige oder welche die Geist in Bewegung bringen. Ich nicht wirklich große Geschichten kennen, aber ich kleine Geschichten haben. Ich ursprünglich kommen aus Sumpf im Osten von Wald. Dort ich haben einen Freund. Ich euch erzählen werden wie ich kennengelernt haben diesen Freund. Sein Name sein Gorzac. Gorzac sein Sumpflaurer. Das sein ein Raubtier aus Sumpf. Kommen dort häufig vor und haben... Ähnlichkeiten mit Wolf. Gut, aber nun zu Geschichte. Ich während eines Tages auf Jagd in Sumpf. Hatten gut Tag und konnten fangen viele Fische, doch dann ich etwas hören. Geräusch werden immer lauter bis Gorzac aus Gebüsch preschen. Damals ich noch unsicher und kein so guter Jäger wie heute. Darum mir Gorzac an dem Tag auch Fisch klauen konnten. Ich dachten, gut morgen du mehr Glück, doch Gorzac verfressen und mir gefolgt. Er mir immer wieder versuchen Beute zu klauen. Manchmal er schaffen, manchmal ich mit Beute davonkommen. An anderem Tag, ich wieder jagen. War großer Tag. ich haben erst Sumpfkrabbler gefangen, doch Gorzac nicht aufgetaucht. Kein Streit um Essen, alles ruhig. Mir Sache kamen so seltsam vor. Er mich so oft heimgesucht, es für mich fast schon normal geworden das er versuchen mir etwas zu klauen. Für es deshalb waren schon richtig anormal das er nicht kam. Ich haben gewartet...gewartet das er kommt, später ich ihn dann sogar suchen gegangen. Ich wussten das er da sein, ich ihn nämlich gerochen, aber nicht wusste warum er fortblieb. So ich ihn also gesucht und später gefunden. Ich ihn verletzt gefunden. Er scheinbar auf Beute gestoßen die zu gefährlich für ihn gewesen. Er aber noch haben gelebt und immer noch bissig. Ich ihn trotzdem zu mir in Hütte gebracht. Waren nicht leicht. Ihr sicherlich merken, wenn ihr versuchen bissiges Tier das noch leben irgendwo hinzubringen wo es nicht hinwollen. Gorzac jedenfalls ziemlich störrig, trotz Wunde, aber ihn mit Mühe und...viel viel Geduld langsam haben wieder gesund gepflegt. Als er wieder völlig gesund und ich losgebunden habe, er direkt abgehauen. Ich dachten er mir morgen wohl wieder versuchen Essen zu klauen, doch das sein nicht passiert. Noch bevor ich auf Jagd gegangen, ich plötzlich hören Geräusche vor Hütte. Erst ich mir nicht viel bei denken, doch Geräusche hören nicht auf. Also ich schauen nach und was ich finden? Finden Gorzac vor meiner Hütte der mir Fisch gebracht. Ich haben darauf gewartet das er mich beißen oder gleich wieder mit Fisch abhauen, doch Fisch waren für mich. Er sich bedankt haben. Kleiner Vielfraß, dann mit Zeit immer öfter bei mir geblieben. Er mich hin und wieder noch gebissen, auch Essen er wollte noch klauen, aber er mir auch öfter geholfen auf Jagd. Später wir immer haben gemeinsam gejagt und haben Essen geteilt, auch wen Gorzac Vielfraß und immer versuchen mehr zu schnappen, als er brauchen. Er guter Freund, auch wenn er öfter mit Magen denken als mit Kopf. Doch er auch treuer Freund. Ich ihn euch gern würden vorstellen...aber...na ja Gorzac immer erst an Essen denken wenn er Fremde sehen, also es wohl ganz gut das er nicht hier sein. Ich sein fertig, hoffen Geschichte euch gefallen."

Trotz seiner oft falschen Aussprache und der etwas befremdlicheren Geschichte applaudierte das Publikum fröhlich zu der Geschichte, da sie doch sehr lustig mitzuhören war, aber gleichzeitig auch eine schöne Geschichte über die Entstehung einer Freundschaft war, worauf Ryzask auch ordentlich staunte, da er nicht mit so viel Beifall gerechnet hatte und weil gerade ein Wandler erzählen durfte, darf gleich der nächste ran und Thiara holte die niedliche Leonie zu sich, um auch ihr eine schöne Geschichte zu entlocken:

„Ich..Nun ich hatte ja jetzt lange genug Zeit zu überlegen und ich habe bisher zwar nicht all zu viel erlebt, aber mich dennoch für etwas entschieden, was ich gerne mit euch und der Würfeleule teilen möchte. Es ist weniger eine Geschichte, als eine gesamte Erfahrung und sie hängt mit einer für mich sehr wichtigen Person zusammen. Ich habe keine Eltern und bin in Sah, genauer gesagt in Froenya in einem Waisenhaus aufgewachsen. Die Leiterin der Einrichtung schenkte den Einflüssen, die von der Kirche des ersten Lichts bereits damals von Astora zu uns schwappten leider viel Gehör und so hatte ich es nie leicht zwischen den anderen Kindern. Sie zogen mich auf, hänselten mich und ich hatte nie wirklich Freunde. Das sich bei mir irgendwann ein Talent für Magie zeigte machte die ganze Sache nicht besser. Die anderen hatten Angst vor mir und es wurde ihnen verboten mit mir zu spielen oder gar zu sprechen. Als sie endlich die staatliche Erlaubnis hatten, schob man mich an die Akademie ab, worüber ich damals verärgert war, da ich befürchtete von der einen Hölle in die nächste zu wandern, aber es kam ganz anders... Ich lernte Cerwen kennen, die schon damals die Akademie leitete. Ich weiß nicht, ob sie anfangs einfach Mitleid mit dem kleinen, verlorenen Mädchen hatte, das man zu ihr schickte, um den Umgang mit ihren Kräften zu lernen, letztendlich hat sie mich jedenfalls herzlichst aufgenommen. Durch sie hatte ich endlich einen Teil von dem, was mir seit jeher gefehlt hatte. Sie ist ein Teil meine Familie geworden, ich will nicht so weit gehen es Mutter zu nennen, aber zumindest wie eine große Schwester und ich bin dir bis heute sehr dankbar dafür."

Nach einem kurzen Schweigen meinte sie auch verlegen, die Geschichte sei zu Ende, worauf auch sie tosenden Beifall bekam, denn die Geschichte war auch wirklich rührend und durch sie auch niedlich noch dazu und weil nun alle Gäste ihre Geschichten Kund getan hatten, kündigte die Fürstin nun ihre eigene Geschichte an und meinte sie würde von dem Bündnis zwischen dem Fürstentum und den Dryaden sprechen, worauf eben jene nun erst recht ihre Ohren gespitzt hatten, aber auch die anderen schienen recht interessiert zu sein, was die Fürstin zu berichten hatte:

„Also gut, alles ereignete sich an einem äußerst stürmischen Tag, die Äste in der Laubdecke krachten sekündlich und man hätte schon fast befürchten können, der Himmel stürzt herab. Jedoch hielt mich das nicht auf, die Heimstätte der örtlichen Dryaden aufzusuchen, was mir meine Berater versuchten auszureden. Doch ich war förmlich vom Tatendrang beflügelt. So dauerte es nicht lang und ich hörte das Spannen von Pfeilen. Hierbei wagte ich es nicht, nur mit den Augen zu zucken, denn ich bin von den Treffkünsten dieser Wesen schon immer überzeugt gewesen und ich wusste zwar, dass sie mit Sicherheit mindestens zu fünft auf mich zielten, aber zu hören war weiterhin nur der Wind und die Äste. Schließlich kam eine Dryade ohne ein Rascheln zu erzeugen zu mir heran getreten und fragte, was denn die Fürstin des Bandaras-Clan in ihrem Gefilde suchte. Ich erläuterte ihnen meine Pläne über ein friedliches zusammen leben und schon sausten die ersten Pfeile an meiner Wange vorbei. Doch ich gab keinen Mucks von mir, vielleicht, weil ich das voraus gesehen habe, vielleicht aber auch, weil es so überraschend kam, aber die Dryade vor mir, zeigte eine überraschende Begeisterung für mein Verhalten und so gestattete sie mir, mehr über ihre Kultur kennen zu lernen. So geleitete mich die kleine Waldfee tiefer in ihr Gebiet und ich spürte die Blicke tausender Augen in meine Nacken, drehte mich aber nicht um. Nach einigen Stunden, geprägt vom gezielten Auslösen von Fallen und Umgehen von anderen gefahren, gelangten wir an eine Lichtung und was ich sah, war unfasbar schön. Überall tänzelten die sehr schönen Dryaden durch die Gegend, aßen, spielten oder lehrten sich weiter. Aber auch von ihren Behausungen war ich überrascht. Sie schliefen scheinbar alle in einer Wohnung, bestehend aus einer gigantischen, ausgehüllten Nuss. Aber Zeit zum Betrachten hatte ich kaum, denn meine Führerin gab ein flottes Tempo an, bis wir an einem brächtigen Baum ankamen, dies war auch der einzig ausgehüllte Baum auf der Lichtung und unmissverständlich machte man mir klar, hier würde ihre Anführerin leben. Also wappnete ich mich für ein anstrengendes Gespräch... Dies war jedoch von keinem Nutzen. Denn überraschenderweise wurde ich mit einer Überraschung von der guten Eathne empfangen, scheinbar erreichte sie schon ein Bote der von mir berichtete. Leicht überfordert blickte ich zu ihr hinab, aber sie reagierte nicht darauf und zog mich weiter in ihre Behausung, genauer gesagt in eine Art Wohnzimmer, die Einrichtung jedoch, schien aus dem Baum heraus geschnitzt zu sein. Also was Baukunst anbelangt, sah ich noch nie etwas faszinierenderes. Aber wie dem auch sei, in dem Wohnzimmer angekommen, setze sie sich in einen Sessel und bot mir ebenfalls eine Sitzgelegenheit an. Ich spürte wie die aufbrausende Stimmung sich fast sofort zu einer ruhigen und berechnenden Stimmung veränderte. Bisher habe ich auch noch nichts gesagt. Die Ruhe wurde dann schließlich von ihr gebrochen, als sie begann, über eine gewisse Observation von mir zu sprechen. Überrascht von der Offenheit lauschte ich weiter was sie mir sagte und ich hätte nicht gedacht das Waldfeen so organisiert agieren und ich war auch leicht nervös, da ich nie nur ein Anzeichen für Beobachte bemerkt habe. Sie aber, sprach weiter wie ein Fluss und erzählte, was ich so alles getan habe und hier, möchte ich nicht weiter ins Detail gehen... Sie spottete sichtlich über mich und das gefühlte drei Stunden. Schließlich lies sie mich dann auch zu Wort kommen und ich erzählte, was ich schon der Dryade im Wald sagte. Doch sie wechselte gekonnt das Thema und schaffte es, mich in ein kleines Gespräch zu locken, welches für gewöhnlich nur Freunde halten würden. Die Minuten zogen sich immer weiter und schließlich stand sie auf, versicherte mir ein friedliches Zusammenleben und wir schlossen mit einem Händedruck unsere gegenseitige Unterstützung. Noch immer war ich unersichtlich überfordert mit das was an dem jeweiligen Tag passiert ist. Vorsichtig führte mich eine Dryade zurück, aus der warmen und freundlichen Lichtung in den stürmenden Wald hinaus, verschwand so schnell wie er erschienen ist und ich schlief in meiner Behausung angekommen erst mal ein, nein zwei Nächte darüber."

Auch sie bekam Beifall, allen voran Letholdus übertönte die anderen mit seinem Applaus, aber das soll nicht die letzte Geschichte des Abends gewesen sein, denn zu guter Letzt kündigte Fürstin Thiara Bandaras eine der großen Hohepriestrinnen der Würfeleule an, welche mit Freude nach vorne trat um ihre Geschichte zu erzählen:

"Ich hätte mit solch einer Anekdote, wie ich sie erzählen will, vermutlich nicht zuletzt vortreten sollen, aber vielleicht kann ich euch alle dafür noch mit aufgelockerter Stimme in den Abend schicken. Zwar könnte ich euch von der Geschichte erzählen, die mir erst vor kurzem widerfahren ist, sie enthält Spannung, Horror, Bösewichte die die Welt ins Verderben schicken wollten... Doch will ich das der jüngeren Zuhörerschaft nicht zutun. Stattdessen berichte ich von einer Geschichte aus meiner Jugend, die die große, weise Würfeleule und eine kleine, verwirrte Aleabis enthält. Es war eine meiner ersten Missionen von unser' aller Mutter, ich hatte mich wochenlang darauf vorbereitet und war nervös wie noch nie zuvor. Ich sollte schlicht und ergreifend nach Kabbal reisen und mit einer Geschichte wieder heim kommen. Letztlich brach ich auf, es war das größte Abenteuer, dass ich je erlebt hatte, wenn auch es nur eine Reise von wenigen Tagen war. In Kabbal angekommen sprach ich einen jeden an, ob er eine Geschichte für mich hätte und sammelte freudig so viel wie möglich für Mutter zusammen. Ich glaube auf dem kompletten Rückweg habe ich stolz von einem Ohr zum anderen gegrinst und genau so berichtete ich es der Würfeleule auch, als ich schließlich wieder heimkam. Seltsam amüsiert reagierte sie über die Geschichte, die ich ihr erzählte, doch dachte ich, sie würde sich einfach über meinen Erfolg freuen... Erst später musste ich erfahren, dass meine so tolle "Geschichte", die ich von einer Hebamme erfuhr, das wohl bekannteste Gute-Nacht-Lied Persepolos' war, wo mein Abenteuer mich wohl hinführte, statt nach Kabbal."

Nach dieser kurzen Erzählung erschien mit großer Ankündigung die Würfeleule persönlich und landete schweigend auf Aleabis Schulter, sie wendete ihren Blick kurz zu Shiori und flog so schweigend wie zuvor wieder weg. Nach diesem großen Moment eröffnete Thiara dann freudig das Bankett und die Feiernden lassen sich es noch schön gut gehen.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 01.10.2017 00:01.

Shiori
Gelöschter Benutzer

Re: Das Fest der tausend Erzählungen im Fürstentum Bandaras [28.02.2018]

von Shiori am 04.03.2018 16:38

Teilnehmer: Aleabis, Argos, Amithelia, Cerwen, Leonie, Shiori, Aravae, Tavira, Letholdus, Eniarath


Wie in jedem Jahr, finden sich auch in diesem September die Gläubigen der Würfeleule an ihrem Teich in der Mitte des Fürstentum Bandaras zusammen, um ihre Geschichten zu erzählen und anderen fantastischen Geschichten zu lauschen.
Langsam finden sich die Besucher an dem kleinen Teich ein und während sie sich unterhalten, versuchen einige, auf der mondbeschienen Insel in der Mitte des Teiches einen Blick auf die legendäre Würfeleule zu erhaschen.
Während die anwesenden Eulen gemeinsam ein stimmungsvolles, wenngleich für den einen oder anderen unheimliches, Konzert geben, um die Zeit bis zum offiziellen Beginn des Festes zu überbrücken, lassen sich bereits die ersten Gäste in dem weichen, grünen Gras nieder, suchen nach Freunden und bekannten Gesichtern oder gehen im Geiste ihre vorbereiteten Geschichten durch.
Während noch die letzten Vorbereitungen getroffen, Speis und Trank auf abseits stehenden Tischen angerichtet werden, legt sich Stille über die Lichtung, nur hin und wieder unterbrochen von einem leisen Eulenruf oder dem Tuscheln der Anwesenden.
Als die Stille unangenehm zu werden beginnt, tritt schließlich Aleabis in einem aufwendig gearbeiteten, grünen Kleid auf einen kleinen Hügel, der für diesen Abend als Bühne und Rednerpult dienen wird.
Durch einen magisch Trick hallt ihre Stimme laut durch den nahen Wald und sorgt so nicht nur dafür, dass man sie gut hören kann, sondern auch dafür, dass man der jüngsten Priesterin die Nervosität in der Stimme gut anhören kann.
„Im Namen der allmächtigen Würfeleule und uns Priesterinnen heiße ich euch Willkommen! Es ist uns wie jedes Jahr eine Freude, euch, die ihr eure Geschichten darbieten wollt, zu begrüßen! Ich bitte um Verzeihung und ein wenig Geduld, denn dies ist das erste mal, dass ich dieses Fest leiten darf. Nicht lange möchte ich das Fest aufhalten, doch gäbe es noch ein paar wenige Dinge zu erledigen. Schweren Herzens verkündige ich, dass die ehemalige, Dienstälteste Hohepriesterin, Fervis, als verschwunden gilt. Dadurch resultiert nun, dass im Laufe des Jahres die nächste Hohepriesterin erwählt und feierlich beim nächsten Fest verkündet wird. Zuletzt hieße das auch, dass dies nun vorerst einer meiner letzten Abende im Testulam-Wald sein wird, da es nun meine Aufgabe sein wird, im Schwarzauerwald die allmächtige Würfeleule zu repräsentieren."
Diese Worte sorgen für einen kurzen Applaus, den Aleabis überrascht entgegen nimmt, ehe sie laut in die Hände klatscht und eine Eule zu sich ruft. Von ihrem Kleid zupft sie eine einzelne Feder, die sie dem Tier ins Gefieder steckt. Während die Eule abhebt und ihre Kreise über den Anwesenden zieht, löst sich die Feder langsam und segelt auf Letholdus hinab, der somit als erster Redner dieses Abends auserwählt wird.
Freudestrahlend erklimmt der Eulenritter die Bühne, wo er sich schwungvoll vor den Zuschauern verbeugt.
Er berichtet, dass er während seiner Reisen einer Schankmaid begegnet ist, die mit dem Herzen zwar der Würfeleule folgt, aufgrund der Entfernung jedoch nicht in der Lage ist, an dem Fest teilzunehmen. Dies übernimmt nun Letholdus an ihrer Stelle, der das Gedicht der Schankmaid vorträgt:

Mir redet eine Eule ins Gewissen.
Verbreitet ist ihr guter Ruf.
Sie hat nie auf Granit gebissen,
Egal was sie mit Worten schuf.

Die Weisheit hat ihr Hirn gepachtet.
Und keiner macht ihr etwas vor.
Sie war bislang noch nie umnachtet.
Und war kein Ochse vor dem Tor.

Markant ist ihre Lesebrille.
Sie schützt sie vor dem Sonnenlicht.
Im tiefen Wald herrscht immer Stille,
Wenn ihre Prophezeiung spricht.

Ihr kluger Rat hat mich gerettet.
Doch Gold das hat sie nicht verlangt.
Und darauf hätte ich gewettet,
Dann habe ich mich groß bedankt.

Dieses kleine Gedicht wird mit Applaus bedacht, es scheint für diesen Abend ein guter Auftakt zu sein.
Als Letholdus den Hügel verlassen hat, ruft Aleabis erneut die Eule zu sich, um ihr wie zuvor eine Feder zu reichen. Dieses Mal ist es Leonie, die von der Feder erwählt wird und sich nervös auf den Hügel stellt, um sich dem Publikum zuzuwenden. Ihre Geschichte ist von einem weitaus traurigeren Thema, hat sie doch vor kurzem ihren geliebten Tristan verloren und hofft, durch diese Geschichte diesen Verlust verarbeiten zu können:

„Wir lernten uns vor einigen Jahren ziemlich überraschend in Froenya kennen. Ich war gerade dort und half in der Akademie, obwohl ich meine Arztpraxis bis vor kurzem in Persepolos hatte und ging am Hafen entlang, als plötzlich jemand nach Hilfe rief, da sich ein Crewmitglied auf der Überfahrt die Hand abgetrennt hatte und so half ich selbstverständlich aus.
Nun, die Person, die nach Hilfe suchte, war Tristan und in den folgenden Tagen und Wochen trafen wir uns immer wieder, kamen uns näher, bis er mich schließlich auf den damals das letzte Mal stattgefundenen Schwanenball einlud.
Nach den bekannten... Zwischenfällen suchten wir erst mal etwas Abstand und entschlossen uns, Urlaub auf den schönen Inseln von Ilé-Ilé zu machen.
Wir verbrachten eine wundersame Zeit zusammen, waren uns näher als zuvor und es war einfach herrlich.
Er bot mir an, mit ihm gemeinsam eine Villa in Persepolos zu beziehen, in die ich später auch meine Praxis verlegen ließ, und bis vor einigen Monaten hätte alles kaum besser laufen können.
Ich arbeitete ab und an Teilzeit in der Akademie von Froenya und führte abwechselnd meine Praxis.
Vor einigen Monaten jedoch ging ein Serienmörder in Persepolos um, dem eine ganze Reihe an Leuten zum Opfer fielen. Ich dachte mir nicht mehr dabei als man sich sonst meistens denkt, denn es würde einen ja sowieso nicht treffen... so glaubt man zumindest, bis es anders kommt.
Ich erinnere mich gut an den Abend... ich beendete gerade etwas später als sonst die Arbeit in meiner Praxis und machte mich auf den Heimweg, weit hatte ich es ja eigentlich nicht, aber ich traf im Haus niemanden außer ein paar Dienern an.
Ich war enttäuscht, hatte ich mich doch gefreut den Abend mit meinem Geliebten zu verbringen, aber er sollte nicht kommen.
Ich aß allein zu Abend und die Sorge wuchs, ich tat die Nacht kaum ein Auge zu, auch wenn ich mir immer wieder einredete, dass schon nichts sei... am nächsten Morgen jedoch hätte es mich kaum härter treffen können. Man hat ihn in einer Gasse leblos aufgefunden. Ermordet von eben jenem Serienmörder."

Bedrückendes Schweigen erfüllt nach dieser Geschichte die Lichtung und mehr als eine Person wischt sich verstohlen ein paar Tränen aus dem Gesicht.
Um der trüben Stimmung keine Gelegenheit zu geben, sich noch weiter auszubreiten, schickt Aleabis ein weiteres Mal die Eule über die Zuhörer, um dieses Mal Aravae als Erzählerin auszuwählen.
Mit einem Lächeln sieht diese zu ihrem Vater, über den ihre Geschichte handeln wird:

„Ich war etwa 37 Jahre alt, also noch recht jung, und es geschah bei einem unserer vielen Ausflüge in den Wald. Wir wollten die aufgestellten Fallen überprüfen und mit hoffentlich reicher Beute zu meiner Mutter zurückkehren. Ich war recht neugierig und hörte mal wieder nicht auf meinen Vater, als ich vorweg tiefer in den Wald lief. Er versuchte mir ständig ein zu bläuen, dass ich im Wald vorsichtig sein muss, doch ich dachte nicht daran, glaubte, dass mir nichts passieren könnte. Ich war einfach zu übermütig und zu stur.
Plötzlich sah ich mich einem riesigen Wildschwein gegenüber. In meiner Panik konnte ich mich nicht mehr bewegen, nicht nach meinem Bogen greifen oder weg laufen. Dann wurde ich auf einmal gepackt und zur Seite geschleudert. Ich landete unsanft auf dem Waldboden, schlug mir dabei den Kopf an. Benommen sah ich, wie man Vater vor mir aufragte und sich dem Wildschwein stellte.
Er schoss mit seiner Armbrust auf das Tier, doch konnte er es nicht sofort töten. Das Wildschwein griff ihn an. Er konnte nur mit Mühe ausweichen und wurde trotzdem von einem der Hauer an der Seite erwischt. Mit weiteren gut gezielten Treffern, konnte er es schließlich niederstrecken, aber auch mein Vater ging anschließend zu Boden. Ich rappelte mich auf, eilte zu ihm. Er kniete am Boden und hielt sich die stark blutende Wunde.
Notdürftig versorgte ich sie. Er sprach in der ganzen Zeit kein Wort mit mir, auch nicht auf den Weg zurück. Meine Mutter war außer sich als wir beide verletzt in unserer Hütte auftauchten. Sie schimpfte hauptsächlich mit meinem Vater, während sie erst meine und dann seine Wunde versorgte. Mein Vater musste einige Tage lang das Bett hüten. Auch in dieser Zeit und den darauf folgenden Tagen sprach er kein Wort mit mir.
Irgendwann traute ich mich ihn anzusprechen. Mit seiner typischen ernsten Miene sah er mich an und wartete darauf, dass ich was sagte, was mir bei dem Blick nicht leicht fiel. Also stotterte ich eine Entschuldigung herunter. Er seufzte schwer und erklärte mir, dass ich nichts aus der Sache gelernt habe. Ich sah ihn verwirrt an, worauf hin er erneut seufzte und sein Blick noch ernster wurde. Ich solle doch einfach mal über die Geschehnisse nach denken und später wieder zu ihm kommen. Ich grübelte zwei Tage darüber.
Dann ging ich zu ihm. Er baute gerade eine neue Falle zusammen. Er sah nicht von seiner Arbeit auf, als er mich fragte, ob ich jetzt wüsste was ich aus der Sache lernen sollte. Ich nahm meinen Mut zusammen und bejahte. Natürlich reichte es ihm nicht und er verlangte eine Erklärung. Erneut musste ich all meinen Mut zusammen nehmen. Ich erklärte ihm, dass mir klar ist, dass mein Verhalten falsch war, dass ich auf ihn hätte hören sollen, da er nun mal derjenige mit der Erfahrung ist. Mein Stolz und meine Sturheit hätten ihn und mich fast getötet.
Er lächelte darauf hin zufrieden und fragte, ob ich in Zukunft daran denken werde. Ich versprach es ihm. Auch heute noch versuche ich nicht unüberlegt zu handeln, sondern höre auf Ratschläge, auch wenn sie mir nicht immer passen, bin pflichtbewusst und diszipliniert. Zumindest versuche ich das die meiste Zeit über."

Die letzten Worte zaubern ein wissenden Lächeln auf die Gesichter einiger Anwesenden, denn sie erinnern sich noch gut daran, wie todesmutig sich Aravae auf dem Weg nach Elfental in das geöffnete Maul eines Purpurwurmes sprang.
Allerdings sorgt diese Geschichte auch dafür, dass sich die Stimmung im Wald wieder hebt und Cerwen, die nächste Erzählerin, ein aufmerksames Publikum vor sich hat.
Ihre Geschichte handelt nicht von mutigen Heldentaten oder tragischen Begebenheiten, sondern von ihren neuesten Durchbruch einer alchemistischen Substanz:

„Meine Geschichte am heutigen Abend ist eine vergleichsweise Kurze, möchte ich meinen. Im Gegensatz zu meiner Geschichte im letzten Jahr ist diese Geschichte hier eine deutlich aktuellere, sie fast erst vor siebzehn Jahren statt, bereits während meiner Glanzzeit als Dekanin in der Akademie von Froenya.
Das alles geschah gemeinsam mit einer guten Freundin von mir, eine Reisende auf Amenrut, welche ich bereits sehr lange kenne, auf einer gemeinsamen Reise nach Amonkhet, der Hauptstadt eben dieses technologisch so versierten Landes der südlichen Hemisphäre. Während wir gemeinsam durch den legendären Turmklippenkanal mit dem fliegenden Boot reisten, sahen wir dort Wunder, welche ich in Revaria nicht für möglich gehalten hätte, hätte ich sie nicht mit eigenen Augen gesehen. Gigantische Golems, wundervoll mit Anima-Magie hergestellte und zum Leben erweckte vielschichtige Kreaturen aus Metall wie Vögel oder sogar Wölfe, die täuschend echt aussahen sowie auch das Herz der Stadt, das Industriezentrum Ghirapur, welches dafür bekannt ist, die besten Elementarmagier der Welt zu beinhalten.
Nicht nur wird dort, um ein Beispiel von vielleicht fünfhundert zu nennen, an den neuesten Möglichkeiten für Anima-Magie erforscht, nein...auch die Natur von Blitz und Feuer und allen Elementen werden dort wie in keinem zweiten Land dieser Welt erforscht.
Alleine diese Stadt und Ghirapur zu beschreiben, würde vermutlich drei Abende füllen, wenn nicht mehr, doch möchte ich mich heute allen voran auf eine ganz bestimmte Geschichte beziehen, welche ich dort erlebt habe. Es ereignete sich gemeinsam mit meiner damaligen Freunden Vishma an einem Markt in besagtem Ghirapur, als ein sogenannter Thopter, eine unbemannte arkanmagisch in der Luft schwebende Maschine, sich uns an einem Marktstand näherte, und eine bläuliche Arkankugel nach uns warf. In diesem Fall, wo unerwartet wie es war, konnte ich mich nicht rechtzeitig dagegen verteidigen, und ich fiel gemeinsam mit meiner geschätzten Kollegin in Ohnmacht. Als wir wieder zu uns kamen, fanden wir uns in einem nackten Raum aus Steinplatten wieder. Alles, was wir ausmachen konnten, war eine Stahltür am anderen Ende des Raumes, Vishma und ich waren nicht umgezogen worden, noch konnten wir sonst irgendwelche Verletzungen an unserem Körper aufweisen. Wir fühlten uns noch geistig schwach, konnten zu keinen klaren Gedanken kommen, was vermutlich, wenn ich so zurückdenke, an den Nachwirkungen der schwachen Arkanbombe lag, welche die kognitiven Fähigkeiten temporär beeinträchtigen kann.
Während wir uns circa zehn Minuten lang gegenseitig beratschlagten, was zu tun war, empfanden wir es für angenehm, dass unsere magischen Fähigkeiten nicht geblockt wurden. Während ich, wie sicherlich viele Anwesenden wissen, den Großmeistertitel in Veränderungsmagie beherrsche, besitzt meine Freundin Vishma einen hohen Meisterrang in Animamagie, sie selbst ist auch eine hervorragende Künstlerin mit dem Metall, was sie hier auch zur Schau stellte. Während ich ohne größere Mühe den Schmelzpunkt des Metalls an der Tür auf zehn Grad Celsius setzte, und somit die Türe folglich einging wie Schokolade über einem Salamanderofen, nutzte Vishma das geschmolzene Metall um daraus schnell eine kleine Raubkkatze zu formen, mit der Hilfe meiner Veränderungsmagie, die den Stahl besser zusammenhalten soll, während sie sich an das Erwecken machte. Während wir recht schnell durch das Vernichten eines der Wärter erfuhren, dass wir hier nicht die einzigen waren, und man hier besonders hübsche oder kräftige Sklaven für Tuljamid sammelte um sie dorthin zu überführen. Während wir unsere Wut darüber ein wenig an den Wärtern ausließen, Dinge ich hier nicht erwähnen möchte, da sie gegen das Humanoidenrechtsgesetz von Perpilogne verstoßen würden, und ich die jüngeren hier nicht verunsichern möchte, entschieden wir uns dazu die meisten der Sklaven, so viel Zeit uns eben bleib aus ihren Kerkern zu holen und uns mit purer Magie aus dieser kleinen Festung im Untergrund herauszukämpfen.
Während wir irgendwann fast wieder an der Oberfläche waren, entgegnete uns der offensichtliche Boss dieser Einrichtung, ein Mann namens Ovadeh, ob er einen Nachnamen hatte weiß ich nicht, ich hatte nicht gefragt. Während wir also einen durchaus recht heißblütigen Kampf mit dem Mann hatten, welcher ein recht talentierter Kampfmagier war, und auch Schattenmagie spezialisiert war, erkannten wir, nachdem wir sein Leben beendet hatten im Laufe der nächsten acht Minuten, dass er ein Mitglied einer größeren Bande gewesen sein muss. Das wäre eigentlich schon logisch gewesen, wenn man überlegt, wie viele Sklaven dort unten gehalten wurden, und wie professionell diese Festung im Untergrund doch gewirkt hatte, aber spätestens an seinem kleinen Notizbuch, das er mit sich führte, erkannten wir, dass dahinter eine größere Organisation aus Tuljamid steckt, welche recht eng mit den dortigen Oligarchen zusammenarbeitete, die Bruderschaft der schwarzen Sonne, wie man sie frei übersetzt aus dem tuljamidischen nennen könnte.
Während wir aus einer spontanen Laune der Gutmütigkeit heraus sorgten, dass auch der letzte Rest der Gefangenen wieder an das Tageslicht zurückkehrten, entdeckten wir jedoch während sich Vishma an eine Wand lehnte, ein kleines Geheimversteck ohne Absicht, in welchem ein seltsames Glas voll einer roten, zähflüssigen Flüssigkeit sich verbarg. Wir nahmen es entsprechend mit, und untersuchten es später in ihrem Labor innerhalb des Herzens von Ghirapur, während wir mit großem Interesse herausfinden, dass es sich hierfür um eine sogenannte Mantikoressenz handelte, welche man hier in Balora wohl eher weniger kennen müsste. Tatsächlich hatte ich bereits zuvor davon gehört, doch mir war noch nie eine vor mein Gesicht gekommen, und leise lauschte ich dem, was Vishma mir dazu sagen konnte. Es soll wohl eine Droge sein, welche Personen gefügig machen kann, und selbst dafür sorgt, dass mit der richtigen Einwirkung eine Tochter einen Vater, oder eine Frau seinen Mann betrügt.
Wir entschlossen uns also dazu mehr über diese Mantikoressenz herauszufinden, was uns nur mittelprächtig gelang. Nach ein paar Testversuchen nach meiner Rückkehr in Froenya, schaffte ich jedoch einen recht seltenen Durchbruch damit, welchen ich auch binnen der nächsten Woche erstmals veröffentliche, und darum solltet ihr es zuerst erfahren:
Mit dieser Mantikoressenz ist es mir erstmals gelungen dieses Verhalten nicht nur wieder rückgängig zu machen, sondern mit einer Essenz tatsächlich dauerhafte Aggressionslosigkeit in einer Person wecken zu können. Ich erhoffe mir daraus besser Verbrecher wieder in einer Gemeinschaft nach ihrer Zeit im Gefängnis etablieren zu können, und dass daraus aus Sah ein hoffentlich schönerer Ort werden kann."

Der Applaus für diese Geschichte fällt unterschiedlich aus. Während die einen begeistert sind ob dieser Geschichte und ihren Möglichkeiten, interessieren sich andere nur bedingt für alchemistische Durchbrüche oder sind abgeschreckt ob des Verfahrens, das angewendet werden soll.
Die nächste Rednerin, die auserwählt wird, ist Tavira, die zweite Hohepriesterin der Würfeleule. Ihre Geschichte lässt sich zu den klassischen Heldengeschichten zählen, die einem während einer Reise durch fremde Gewässer passieren können:

„Alles begann damit das ich auf dem Weg nach Bourssons in einen Sturm geriet und dank der allmächtigen Würfeleule überstand ich diesen Sturm ohne große Verletzungen, vielmehr orientierungslos auf einer einsamen und steinigen Insel... Doch das Glück war mir Hold. Denn wenige Stunden nach dem der Sturm abgeklungen war, sah ich ein Schiff mit blauen Segeln am Horizont und mit lauten Rufen machte ich auf mich aufmerksam, bis ich letztlich auch bemerkt wurde.
Es näherte sich mit unglaublicher Geschwindigkeit meiner Position und nachdem einige Matrosen auf einem Beiboot näherkamen und mich schweigend eintreten ließen, dachte ich nur noch an den wunderschönen Testulam und wollte natürlich nach dieser schrecklichen Erfahrung schleunigst zurück.
Doch scheinbar hatte man viel zu großes Interesse an mir, denn die komplette Crew versammelte sich um meine Gestalt und löste sich erst auf, nachdem ein Wandler in Halbform herantritt und die Crew auf ihre Posten scheuchte und ich musste den Kapitän des Schiffes auch nicht lange betrachten um zu sehen das er schon viel hinter sich hatte.
Denn dieser Katzenwandler hatte ein Bein aus Holz, ein Auge aus Glas und eine Hand aus Stahl. Auf jeden Fall fauchte er mich grimmig an und fragte mich, wie um alles in der Welt ich diesen Sturm heil überstand und sofort berichtete ich von meiner Herkunft und meiner Berufung als Priesterin der großen Würfeleule, worauf ich lediglich ein schnurrendes Gelächter erntete und sofort merkte ich, dass dieser Herr sich nicht so leicht überzeugen ließ, weshalb ich es vorerst auch bleiben ließ.
Er erlaubte also an Bord zu bleiben, bis sie den nächsten Hafen erreichen würden und befahl mir lediglich, mich von einem bestimmten Raum im Unterdeck rauszuhalten. Aber es dauerte nur zwei Nächte, bis mich die Neugierde übermannte und ich im Schutz der Dunkelheit zu dem Raum schlich.
Ich drückte meine Ohren an die Holztüre und erschauderte. Ein mechanisches Seufzen, ein blasendes ziehen und ein metallenes Klirren waren zu hören. Ich bekam wahrlich Angst, doch weiterhin war die Neugierde meine leitende Kraft und so verschaffte ich mir mit dem Einsatz von Magie Zugang zu dem Raum und vor mir präsentierte sich ein...
Noch heute kann ich es nicht beschreiben doch es war ein Konstrukt, welches in jedem Fall von Magie angetrieben wurde und bald sollte ich auch erfahren für was sie Verwendung findet. Jedoch hielt es ich zu diesem Zeitpunkt am besten, zurück in meine Koje zu huschen und abzuwarten. Schließlich vergingen die Tage und es war immer noch kein Land in Sicht, aber klar. Sie sammelten den Schrott und die Waren auf, welche die Schiffe bei dem Sturm verloren hatten.
Jedoch hielt es nach einer Woche nicht mehr aus auf eine ungewisse Zeit zu warten und so stapfte ich zur Kapitänskajüte, doch hielt ich inne... Ein Streit war zu hören, ein junger Mann, so schien es mir, prangerte das Vorgehen des Kapitäns an und wollte aussteigen und der Kapitän wollte versuchen ihn vom Gegenteil zu überzeugen: „Aber Jungchen! Durch diese Maschine werden wir reich! Mit dem generieren der Stürme durch eine Gruppe Windmagier und dem gebündelten Ausstoß welche uns die Maschine erlaubt, können wir ganze Flotten zu Fall bringen und sie ohne Schwierigkeiten ausrauben..."
Und das war mir genug, wo bin ich nur gelandet?! Schnell lief ich wieder runter unter Deck und direkt zur Maschine. Ein Glück das sie das Teil noch nicht gegen Flotten eingesetzt hatten und das werden sie auch nicht. Und vielleicht habe ich voreilig gehandelt, doch solch eine Gerätschaft sollte nicht existieren und daher verformte ich das Innenleben der Maschine auf das Brutalste. Von außen war natürlich nichts zu sehen.
Aber ab diesem Zeitpunkt an wäre der spannende Teil meiner Geschichte eigentlich vorbei, denn viel ereignete sich nicht mehr. Man setzte mich nämlich nach nur einem Tag am Hafen ab und ich glaube es war eine Woche später hörte ich von einem Seebeben zwischen Bourssons und Balora und natürlich wusste ich was dies bedeutete...
Ich hatte zwar einige Zeit lang noch Schuldgefühle, doch nach kurzer Recherche erfuhr ich das dieser Mann ein gesuchter Magier war, der schon mehr auf dem Gewissen hatte, als seine gesamte Crew gemeinsam."

Diese Geschichte wird wieder mit tosendem Applaus entgegen genommen. Noch während dieser langsam abebbt, landet die mittlerweile müde Eule auf Amithelias Hörnern. Die Efreetin schüttelt brüskiert den Kopf, ehe sie den Hügel besteigt, gefolgt von einem missmutigen Schuhu der vertriebenen Eule.

„Ich war damals in den Bergen unterwegs, zusammen mit einer guten Freundin. Wir hatten einen Auftrag von einem lokalen Mineneigentümer angenommen, uns um ein paar Briganten zu kümmern die sich einer seiner Minen bemächtigt hatte. Ich für meinen Teil sah da kein Problem, wenn ich ehrlich bin. Ein paar Kerle erledigen, das Kopfgeld einstreichen und wieder ein paar Monate auskommen, ohne sich einen Kopf über Finanzen machen zu müssen.
Also brachen wir auf, ich und eine elfische Bogenschützin. Die Mine lag einen guten Tagesmarsch entfernt, weshalb wir nach drei Vierteln der Strecke Rast machen müssten – jeder, der mal bei Nacht in den Bergen herumgekraxelt ist, wird verstehen weshalb. Zwischen dem Geröll, den Felsspalten, den Klippen und welchen Biestern, die da auch immer lauern könnten, will man einfach nicht im Dunkeln tappen.
Wir kamen also erst am nächsten Tag an der Mine an – und es wurde recht schnell klar, dass da etwas nicht wirklich stimmen konnte. Stellt euch vor ihr geht über einen schmalen Bergpfad. Euer Ziel ist ein leicht höher gelegenes Plateau, welches ihr schon seit einer Weile sehen oder zumindest erahnen könnt. Ihr kommt also endlich so hoch, dass ihr den Eingang der Mine sehen könnt... und das ist der Punkt an dem man beginnt zu denken: Ich habe ein ganz mieses Gefühl bei der Sache.
Die Träger, die den Mineneingang stabilisieren sollen, liegen über das Plateau verteilt, in Einzelteile gesprengt von irgendwas, aber mit Sicherheit von keinem dahergelaufenen Kleinkriminellen wie denen, die man aus der Mine scheuchen soll; einen von denen findet man in diesem Moment allerding auch; oder zumindest eine Hälfe von ihm. Den Oberkörper, um genau zu sein.
Ihr könnt euch also vorstellen, dass wir ein ganz klein wenig zögerlicher wurden. Irgendetwas war da vor uns reingegangen, und wir hatten nicht wirklich vor, die nächste Mahlzeit dieser Kreatur zu werden. Also, was tun? ... Natürlich sind wir reingegangen. Wir waren jung, ich war bescheuert und wir brauchten das Geld.
Also, rein da, hinab in die dunklen Tiefen, die sich vor uns auftaten. Immer die Augen auf, versuchend, eine Spur zu finden, mit was genau wir es da zu tun haben. Um ganz ehrlich zu sein, wir haben vermutlich die deutlichsten Hinweise einfach übersehen, wir waren schließlich keine wirklichen Fährtensucher und hatten eigentlich nicht mit Monstern gerechnet. Was wir allerdings gefunden haben, waren immer mehr Teile der Banditen.
Stellt euch das ganze nochmal vor. Wir gehen durch einen tiefen, dunklen Minenstollen. Das einzige Geräusch das wir hören sind unsere eigenen Schritte und das leise Klirren der Kette mit dem ich mein Schwert auf meinem Rücken festgebunden habe. Je tiefer wir gehen, desto stärker wird ein anfangs noch recht harmloser, metallischer Geruch.
Nachdem wir längst das Gefühl dafür verloren haben, wie lange wir schon in der Dunkelheit unterwegs sind, wird diese Stille jedoch durchbrochen – von etwas das sich anhört, wie Stahl, der auf dem Steinboden des Stollens scharrt. Ihr kennt dieses Geräusch, nicht? Fingernägel die über Schiefer kratzen sind vielleicht das bessere Beispiel. Es ist eins dieser Geräusche, bei dem einem alle Haare zu Berge stehen.
Aber gut, wir hatten schon etabliert, dass ich bescheuert war? Also bin ich weiter, ohne groß drauf zu achten ob meine Partnerin mir folgt; was sie zwar tat, aber mit dem Bogen im Anschlag und einem Pfeil auf der Sehne – eine Entscheidung, die mir später den hübschen Kopf retten sollte.
Kurz darauf ging es nämlich einfach nicht weiter. Ich lief wortwörtlich gegen eine Wand; jedenfalls dachte ich das zu diesem Zeitpunkt. Da war plötzlich eine Wand aus schwarzem Stein, wo keine hätte sein sollte. Meine Güte, wenn ich daran denke, wie unglaublich schief das hätte gehen können... Ist einer von euch mal von einer schwarzen Wand angestarrt worden? Nein? Gut, denn es gibt keine Wände mit Augen.
Das Ding, das da vor uns die Wand blockiert hat, war ein Wyvern. Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung wo das Vieh herkam, aber zumindest hatten wir kein Problem mehr mit Banditen; seien wir ehrlich, die waren zu diesem Zeitpunkt allesamt mindestens zur Hälfte verdaut. Ich erwähnte vorhin, dass meine Kollegin mir das Leben gerettet hat? Das kommt jetzt. Augenscheinlich können Wyvern es nicht leiden, wenn man blind gegen sie rennt...
und dieser Kerl war keine Ausnahme. Ich wünsche wirklich niemandem, in das aufgesperrte Maul eines Wyverns starren zu müssen... besonders nicht dieses Wyvern, der Kerl hatte nämlich extrem mangelhafte Zahnhygiene. In dem Moment, in dem mir das Ding den Kopf abbeißen wollte, winkten mir zwei Arme entgegen, die ihm noch zwischen den Zähnen klemmten.
Aber, wie ihr daran sehen könnt, dass dieser hübsche Kopf noch auf meinen Schultern sitzt, hat das Vieh nicht zubeißen können – ein gut gezielter Pfeil in den Rachen, der grade genug Schaden anrichtet, um es lange genug zu irritieren, um mir und Lya die Flucht zu ermöglichen. Wir hetzten also – diesmal mit Licht, gesehen hatte uns das Drecksvieh ja sowieso schon – den Weg zurück nach oben, gefolgt von einem höllischen Gebrüll.
Hand auf's Herz, ich hatte genug Angst um die Farbe von rot zu rosa zu wechseln, aber wir haben es aus dieser Höhle herausgeschafft. Das Problem war jetzt natürlich: Wie entkommt man einem Wyvern, der sich polternd und brüllend den Weg hinter dir hochkämpft? Die Antwort ist: Sprengstoff. Eine ganze Menge Sprengstoff.
Wir nahmen uns also einige der blutgetränkten Kleidungsstücke von den Leichenteilen, die herumlagen und banden meine Sprengstoffbeutel darin ein. Der Plan war, dieses Paket an den Wyvern zu verfüttern, indem wir es von einem Teil des noch stehenden Holzgerüstes vor der Mine baumeln ließen. Als Aufhängung nahmen wir einen von Lyas Pfeilen und ihre Bogensehne – was sie mir bis heute nachträgt, aber na gut.
Jedenfalls... Wir hatten diese mehr notdürftige Falle grade zusammengebaut und uns hinter ein paar Trümmer zurückgezogen, da konnten wir auch schon hören, dass der Wyvern, der wohl einfach nicht aufgeben wollte, aus der Miene brach. Und ja, unser Plan funktionierte – zumindest teilweise. Das Ding riss unseren Köder herunter; das Problem war an der Stelle einfach – wir hatten den Zünder vergessen. Einen Funkenstein oder dergleichen.
Hat einer von euch mal einem wütenden Wyvern vor die Schnauze springen müssen, um ihm einen Feuerball ins Maul zu jagen? Ich meine, versteht mich nicht falsch, ich dachte wirklich ich gehe drauf – aber meine Herren, der Adrenalinrausch hat mich noch zwei Tage wachgehalten. Als diese Flamme nämlich ihr Ziel traf... Naja. Ich wusste wirklich nicht, dass Wyvernköpfe so schön explodieren können...
Aber warum erzähle ich euch ausgerechnet diese Geschichte? Sie hat keine Moral und keinen wirklichen Sinn. Aber ich dachte, ich stelle mich mal vor. Ich bin Amithelia, und diese Geschichte ist meine Quintessenz – ich bin rücksichtslos und zuweilen bescheuert, bin stur genug, sogar solchen Mist durchzuziehen, und wenn man jemandem braucht, um die Belohnung für einen explodierten Wyvern in einer massiven, ausschweifenden, rauschenden Feier auf den Kopf zu hauen, kommt zu mir."

Auch diese Geschichte wird begeistert aufgenommen und mit lautem Applaus bedacht, hat sie doch alles, was eine gute Abenteuergeschichte mitbringen muss – mutige Helden, tote Banditen und eine gefährliche Bestie.
Der nächste erwählte Redner ist Argos, der sich langsam auf den Hügel tastet. Er erzählt eine höchst ungewöhnliche Geschichte, wie er selber sagt, verspricht jedoch, dass sich alle Fragen am Ende dieser klären werden:

„Mit einem unheilverkündenden Klirren fielen die Ketten von mir ab. Wie lange hatten sie mich festgehalten. Wie viele Tage und Nächte war ich durch sie in diesem Kellerloch eingesperrt gewesen, dass meine Peiniger sich als Versteck auserkoren hatten. Doch keiner von ihnen hatte mit meinem eisernen Willen gerechnet. Nein, sie konnten nicht ahnen, dass ich Nacht für Nacht an den kalten Kettengliedern zerrte, die nach und nach meine Handgelenke aufscheuerten und den Untergrund aus festgetretener Erde mit meinem Blut benetzten. Nein, sie konnten nicht ahnen, dass die Scharniere, die die Eisen an mich banden nicht geschaffen waren, mich permanent hier unten festzuhalten.

Ein letztes Mal sah ich hinunter zu dem Symbol meiner Gefangenschaft. Wie eine silberne Schlange lagen sie dort, bevor ich sie mit einem Tritt in eine der dunklen Ecken meines Verlieses verbannte.

Prüfend sah ich mich schließlich um. Es war rein instinktiv. Selbst mit verbundenen Augen hätte ich jeden Winkel des Raumes beschreiben können. Wie hätte ich es auch nicht, so lange wie ich hier zur Untätigkeit verdammt dagesessen hatte. Ich ließ meine Faust niederfahren und der kleine Beistelltisch aus Eiche zerbarst zusammen mit dem filigran gearbeiteten Wasserkrug, der mir stets auf neue gefüllt wurde... . Ein Symbol für die triste Eintönigkeit meiner Arrestzelle... zerstört für immer.

Tiefe Genugtuung erfüllte mich, die Freiheit winkte. Das dumpfe Pochen, durch eine längliche Scherbe des zersplitterten Gefäßes verursacht, welche sich in meinem Unterarm gebohrt hatte, spürte ich nicht einmal. Mit einem Tritt wurde der Stuhl gegen die Wand geschleudert, wo er ebenfalls in seine Einzelteile zersprang. Ewig lange Stunden hatte ich auf diesem gesessen und gewartet.... gewartet, bis meine Wärter zurückkamen. Nun, morgen früh würde ich hier nicht warten....

Der metallische Geruch von Blut, welcher den Raum in Beschlag nahm wurde intensiver. Etwas irritiert schnellte mein Kopf umher, suchte die Quelle, erinnerte sich an den blutgetränkten Boden unter mir, doch etwas stimmte nicht. Das war altes, getrocknetes Blut, doch es roch nach frischem Blut. Ich hob meine Arme vor das Gesicht und wurde fündig. Die Glasscherbe natürlich. Knurrend zog ich sie aus dem Fleisch. Der Geruch wurde noch intensiver, als da Blut aus der Wunde strömte und zu Boden tropfte.

Achtlos ließ ich das Glas zu Boden fallen, begann wie ein Hund über die Wunde zu lecken und erschauderte. Wann hatte ich das letzte Mal Blut gekostet. Es schien ein ganzes Lebensalter her zu sein. Doch jetzt war nicht der Augenblick zu genießen, Ich musste von hier weg.

„Tu das nicht. Du weißt, warum du hier eingesperrt wurdest."
Eine Stimme in meinem Kopf, mein ständiger Begleiter, meldete sich zu Wort und gebot mir hier zu bleiben. Wie könnte ich ihr gehorchen? Sollte ich mich wieder brav in die Ecke legen, zusammengerollt, um Gnade winselnd und auf die Menschen warten, die mich eingesperrt hatten?

„Sie wollen dir nur helfen. Du weißt es. Erinnere dich."
Wie eine lästige Fliege schwirrte die Stimme im Raum umher und versuchte mich zu beeinflussen und wie um eine lästige Fliege zu vertreiben, schlug ich mit den Armen um mich. Es schien zu helfen. Doch die Erfahrung hatte mich gelehrt, dass sie wiederkommen würde, doch dann wäre es zu spät.

Meine kalten grauen Augen fixierten die dicke Eichentür, deren Bohlen so dick wie mein Unterarm waren. Mit Anlauf warf ich mich mit der Schulter dagegen, was der Tür nur ein unbedeutendes Knarren entlockte. Ich heulte vor Wut auf und schlug meine Fingernägel in das Holz. Wenn nötig würde ich diese Tür Schicht für Schicht abkratzen.

Doch auch wenn meine Bemühungen Kerben im Holz hinterließen, nach einiger Zeit hatten sich unzählige Splitter in meine Finger gebohrt und es würde eine Ewigkeit dauern. Bis ich nennenswerte Ergebnisse erzielen würde. Wütend warf ich mich erneut gegen das letzte Hindernis auf meinem Weg in die Freiheit. Würde mich nach all den Malen, in denen ich davon geträumt hatte, meine Ketten abzustreifen und diesem Verlies zu entkommen eine simple Tür davon abhalten?

Ausgerechnet eine Tür? Hatte mir meine Mutter nicht immer erzählt, Türen waren ein Symbol für Freiheit?
„Glaube an alles, was du tust. Nur dem Menschen, der an sich glaubt, öffnen sich die Türen der Welt."
Ja, das waren ihre Worte. Erneut ließ ich meinen Körper gegen die Tür donnern, die nun gequält aufstöhnte.

Wäre die Tür ein Lebewesen gewesen, hätte ich gesagt, sie würde müde werden. Ihr Widerstand würde bröckeln. Würde ich diese Tür jagen, würde ich sie weiter bearbeiten, bis sie vor Erschöpfung zusammenbrach. Also warum nicht die Tür als Beute sehen...

Neue Zuversicht ergriff mich, als ich zum letzen Mal Anlauf nahm, meine Beute fest im Blick und als ich zum finalen Angriff überging überkam mich die selbe Erregung, wie bei der Jagd. Als die Tür nachgab und „tödlich getroffen" aus den Angeln flog, erfasste mich ein Hochgefühl und ich rannte los Richtung Freiheit.

Ich achtete kaum auf die Gänge links und rechts von mir, die noch tiefer in die Dunkelheit führten. Was sollte ich auch mit ihnen. Mein Ziel war nicht unter der Erde, sondern auf ihr. Fast wünschte ich mir, einen meiner Peiniger anzutreffen, nur um ihn mit bloßen Händen in der Luft zu zerreißen. Doch diese nahmen wohl an, mein Gefängnis sei ausbruchsicher. Jedenfalls schien sich hier keine Menschenseele außer mir zu befinden und ungehindert erreichte ich das Ende des Tunnels und trat in die lang ersehnte Freiheit.

Von außen betrachtet war dies vermutlich keine besonders beeindruckende Szene, wie ich aus dem Tunnel einer alten Kohlemine trat und mich prüfend umsah. Vor mir erstreckte sich ein verlockendes Waldgebiet, in dem ich mich mühelos verstecken konnte und auch ohne Probleme genügend Nahrung finden würde. Hinter mir erhob sich ein zerklüfteter Berg. War er der Wächter des Waldes? Nein. Im Gegenteil. Mit der in den Fels geschlagenen Öffnung der Mine sah es aus, als öffnete dieser uralte Zeuge vergangener Geschehnisse sein Maul um den Wald nach und nach zu verschlingen. Er war ein Jäger und weil ich ebenfalls einer war, hatte er mich aus der tiefen Finsternis seines Innersten ausgespuckt und mich auf die Welt losgelassen.

„Du sagst es, er hat dich auf die Welt „losgelassen", weil du gefährlich bist. Geh zurück, bevor du jemandem etwas antust."
Da war sie wieder... Die Stimme, die mit meinen Bewachern kooperierte. Man konnte ihr nicht trauen. Sie war, wie auch immer das möglich war, von ihnen bestochen worden.

Ich hob den Kopf und sah den vollen Mond hoch über dem Horizont thronen. Ich liebte den Mond. Er war wie der Berg hinter mir ein stummer Zeuge vergangener Größe. Er spendete Licht um Menschen wie mir nachts die Möglichkeit zu bieten, ihre Beute zu finden und zu töten. Er war mein Freund, nicht diese nervige Stimme.

Und wie der Himmelskörper dort oben thronte, schien er mich zu rufen. Er gebot mir in das schützende Dickicht des Waldes zu flüchten, weg von diesem Ort, weg von der Stimme und ich folgte ihm.

Je mehr ich mich von diesem Ort des Schreckens entfernte, desto befreiter fühlte ich mich. Irgendwo plätscherte ein Fluss. Ich rannte los. Ich war nicht durstig und doch wollte ich dieses Wasser kosten.

Hektisch sank ich auf die Knie, als ich das Ufer erreichte und begann zu trinken. Als das kühle Nass meine Kehle hinunterfloss, schloss ich die Augen. Es schmeckte köstlich. Sicher, aus einem Gespräch meiner Wächter wusste ich, dass sie das Wasser für mich auch aus diesem Fluss schöpften und doch schmeckte es anders als in der Zelle. Es hatte den Geschmack der Freiheit und ich konnte nicht genug davon bekommen.

„ Das war genug Freigang für heute und jetzt verschwinde wieder zurück in die Mine."
Knurrend warf ich den Kopf nach hinten, sie war mir gefolgt. Wieso konnte sie mich nicht in Ruhe lassen? Ich wollte doch nur wie alle Menschen in Freiheit leben. Was war falsch daran?

„Du bist ein Monster!"
Sie hatte es gesagt. Die Stimme hatte es ausgesprochen... „Monster". Ich sah auf die spiegelnde Wasserfläche vor mir. Ich war kein Monster, oder doch?

Vor meinen Augen veränderte sich die Welt. Plötzlich stand ich mitten in einem luxuriösen Gemach:

Hätte man nur die Einrichtung betrachtet, so wäre man vermutlich auf die Idee gekommen, dass hier eine ziemliche unordentliche Adlige gewohnt hätte. Dafür spräche zumindest, dass überall in den Räumen Habseligkeiten verstreut lagen. Berge von Frauenkleidung türmten sich auf dem Bett und dem Fußboden davor. Achtlos hingeworfen, zerknittert, vermutlich einmal anprobiert, mit der Begründung „ Das sieht nicht gut aus" wieder ausgezogen und auf den Boden geworfen worden. In der Ecke schien ein Schreibpult unter dem Gewicht unzähliger Bücher zu leiden und kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen. Hätte man einen Blick auf die Aufzeichnungen geworfen, wäre einem wohl der Gedanke gekommen, dass die hier wohnende Person ausgelassen die estrosische Lyrik studierte Dies sagten zumindest die Lehrbücher aus, die kreuz und quer im Raum verteilt lagen.

Zumindest auf den ersten Blick schien es eine ganz gewöhnliche Kemenate zu sein....

Auf den ersten Blick! Sähe man genauer hin, würde man erkennen, dass die Bücher einst fein säuberlich auf einem Wandregal gestanden hatten, welches nun mitten durchgebrochen an der Wand hing. Doch auch am übrigen Mobiliar hätte man Anzeichen von Gewalt festgestellt. Die einst schöne Einrichtung war bedeckt von Dellen und Kratzern und auch die Kleider, konnte man bei genauem Hinsehen erkennen, waren zum Großteil zerrissen und ausgefranst. Berechtigterweise käme jetzt die Frage auf, was einen Menschen dazu brachte, sein Zuhause so zu verwüsten, doch betroffene Person könnte nicht befragt werden.

Ebendiese lag in einer sich ausbreitenden Blutlache zu Füßen des Bettes. Die Kleidung zerrissen, die Hände zu Fäusten geballt. Man würde auch rasch ohne Medizinkenntnisse die Quelle des Blutflusses finden, sprachen doch die Bisswunden an der Kehle der jungen Brünetten eine unmissverständliche Sprache. Hätte man sie auf der Straße angetroffen, man hätte sich bestimmt nach ihr umgedreht, war sie doch eine schöne, anmutige junge Dame.
Doch jetzt hatten ihre Gesichtszüge nichts Anmutiges mehr an sich. Sie waren vor Entsetzen und Schmerz entstellt und man konnte erahnen, dass ihre letzten Augenblicke ein einziger Alptraum waren. Die braunen Augen, die früher so viele Männerherzen verdreht hatten betrachteten nun starr, kalt und ausdruckslos die einstmals weiße doch nun blutbespritzte Decke.

Und wenn man den Blick von diesem Horror abwenden würde können, sähe man einen jungen Mann. Zusammengesunken und weinend neben der jungen Frau sitzend. Wäre nicht die Wand, an die er sich lehnte, die ihm zumindest physisch etwas Halt gab, er würde neben der Leiche liegen und warten, dass auch er sterben würde.

Irgendwann würden Menschen an die Tür klopfen. Sie würden keine Antwort bekommen und gehen. Doch sie würden wieder kommen, sich Sorgen um den jungen Mann machen, der seine Freundin besuchen wollte. Sie würden die Tür aufbrechen und ebendiese Szene vorfinden. Sie wären entsetzt, würden nach Luft schnappen, doch irgendwann würden sie den Mann von der Frau wegzuzerren versuchen und.....

„GENUG"; schrie ich innerlich. Mit der Hand schlug ich auf die Wasseroberfläche und die Illusion verflüchtigte sich. Ich atmete mehrmals tief ein und aus. „Das war nicht meine Schuld, sie wollte nicht hören", versuchte ich mich selbst zu beruhigen, doch die Stimme quälte mich weiter
„Du bist ein Monster"

Ich wusste nicht, wie viele Stunden ich so kauernd am Wasser verbrachte. Mit aller Macht versuchte ich meinen Widersacher aus mir zu vertreiben. Ich biss mich, kratze mich, trat mich. Immer häufiger färbten Blutstropfen, das Wasser vor mir rot. Ein Blick in den Himmel verriet mir: Bald würde die Sonne aufgehen und meine Flucht bemerkt werden. Man würde mich suchen und in meinem Zustand auch sicher überwältigten. Ich musste weiter weg von hier. Mit einem letzten Kraftakt verbannte ich die Stimme erneut für einige Zeit und rannte ohne Ziel los.

Das sollte aber nicht lange so bleiben. Schon bald kroch mir der Geruch von frischem Fleisch in die Nase und instinktiv folgte ich ihm zu einer kleinen Lichtung. Hätte ich mich dadurch nicht verraten, ich hätte den Mond anheulen können.

Auf ebendieser Lichtung bereitete ein Jäger gerade sein Versteck für die Jagd vor. Natürlich tat er dies kurz vor dem Morgengrauen, bevor die meisten Tiere erwachten. Es hätte einfacher nicht sein können. Seinen Bogen hatte er achtlos an einem Baum gelehnt um beide Hände freizuhaben, um Äste und Blätterwerk auf der Lichtung zu einem Naturzelt zu formen. Den Rücken hatte er mir dabei zugewandt.

Geübt schlich ich leise auf die Lichtung. Wenn ich ihn von hinten überraschte, würde es ein kurzer Kampf werden. Ein Sonnenstrahl der von dem Jagdmesser des Mannes reflektiert wurde, verriet mir, dass die Sonne aufging. Ich musste mich beeilen.

„Was tust du da? Bist du wahnsinnig?"
Ich zögerte und blieb stehen. Die Stimme war zurückgekehrt. Das Sonnenlicht stärkte sie, das wusste ich. Mir blieb keine Zeit mehr, bald würde sie wieder die Kontrolle übernehmen und mich zwingen umzukehren. Nein, das konnte ich nicht zulassen.

Ich gab den Anpirschversuch auf und stürzte los, während mich die Stimme anbrüllte. Doch ich war zu weit weg, Der Jäger hörte mich und drehte sich erschrocken um. Allerdings war er nicht auf das Bild, das sich ihm bot vorbereitet und so verstrichen für mich wertvolle Sekunden, bevor er sein Messer zücken konnte.

Zu spät. Noch bevor der Jäger seine Waffe ein der Hand hatte, warf ich ihn zu Boden. Kurz rang ich mit dem verzweifelt scheinenden Mann. Zwar war ich ausgehungert doch ich war größer und mein Verlangen nach Frischfleisch verlieh mir zusätzliche Kraft. Da war die Chance. Ich schlug die Hand des Mannes zur Seite und wollte gerade meine Zähne tief im Hals des Jägers vergraben, dessen Schreie gleich in ein Gurgeln übergehen sollten, als mich das Licht der Sonne traf.

„Nein", heulte ich panisch auf, als die Stimme die Kontrolle über meinen Körper übernahm und mich zwang, von meiner Beute abzulassen. Die Sonne hatte ihr die nötige Kraft gegeben und alles Schreien und Zappeln half nichts. Ich hatte verloren. Meine Chance vertan.

Während der Jäger panisch die Flucht ergriff, wurde ich zurück Richtung Mine getrieben. Ich würde wieder eingesperrt werden und als ob das nicht genug wäre, schien mich mein geistiger Folterknecht verhöhnen zu wollen. Immer wieder wiederholte er, was er von mir dachte:

„Du bist ein Monster."

Nun, ich muss nicht sehen können, um zu wissen, dass Viele von euch dieser lästigen Stimme im Kopf beipflichten würden...ein Monster, wie es im Buche steht würden die Meisten sagen. Aber warum erzähle ich euch nun diese Geschichte und trübe die Stimmung, fragt ihr euch sicher...
Nun ich beantworte euch diese Frage gerne. Ein Wanderbarde aus Boshias erzählte mir diese Geschichte und ähnlich wie ihr, fragte ich mich, warum ein Barde solch eine niederschmetternde Erzählung zum Besten gibt.
Bei diesem "Monster" handelte es sich um König Thorben Grünfeld, der als weiser und gerechter König in die Geschichte seines Landes einging und von manchen sogar als Heiliger verehrt wurde. Durch einen unglücklichen Zwischenfall in seiner Jugend war König Thorben aber zeit seines Lebens ein Lykantrop....Werwolf würden wir es hier nennen. Einmal im Monat verwandelte er sich bei Vollmond in ein wildes Tier...ohne Gnade...ohne Mitgefühl... Thorben kämpfte sein ganzes Leben mit diesem inneren Tier und auch wenn er Rückschläge erleiden musste, wie ihr eben gehört habt...gab er sich nicht auf. Er besann sich immer wieder auf das Gute in ihm und wurde so zu dem Menschen, der er sein wollte: Voller Güte und Weisheit.

Nun...für gewöhnlich enthalten solche Geschichten eine tiefere Aussageebene, in Form einer moralischen Weisung. In diesem Fall sind es sogar zwei Weisheiten, die ich euch gerne weitergeben möchte, wenngleich ich mir nicht anmaßen würde, sie als verpflichtend zu betrachten.Aber seht meine kleine Predigt einfach als das Produkt eines Lehrers, der schon viel zu lange nicht mehr lehren dürfte und das nun an dieser netten Festgemeinde auslässt...

Also beginnen wir sogleich, auf dass euch nicht zu langweilig wird: Zum einen soll uns diese Geschichte nun klar machen, dass selten die Dinge so sind, wie sie auf den ersten Blick scheinen....wenn ihr ein "Monster" seht...versucht den König in ihm zu suchen.... und was die zweite Weisheit angeht: Auf eine spezielle Art und Weise sind wir alle Werwölfe.
Hat nicht jeder von uns eine wilde animalische Seite in uns, die nach Blut und Vergeltung giert? Eine Seite die aus uns herausbricht, wenn wir aufgewühlt oder zornig sind? Wenn wir uns im Kampfrausch wiederfinden? Wenn wir den Tod eines Mörders lautstark fordern?
Nur kommt es zum Glück nicht darauf an, OB wir dieses Tier in uns tragen....sondern OB wir ihm den Raum geben, den es beansprucht....OB wir ihm die Führung überlassen.. oder OB wir uns selbst dagegen entscheiden, nach Rache und Vergeltung zu trachten und, natürlich im übertragenen Sinne, selbst ein König Thorben Gründfeld werden wollen....Vielen dank für eure Aufmerksamkeit..."

Diese Geschichte erhält nur verhaltenen Applaus. Es scheint, nicht jeder hat sie verfolgen können oder die Lehre daraus sofort verstanden. Vielleicht benötigen Geschichten wie dieser Allerdings auch einfach etwas Zeit, um ihre volle Wirkung zu entfalten.
Während die Zuhörer noch über die Geschichte nachdenken, wird Shiori als nächste Erzählerin ausgewählt. Eilig betritt sie den Hügel, wo sie den Anwesenden erklärt, eine ihrer schönsten Erinnerungen mit ihnen teilen zu wollen:

„Es geschah erst vor ein paar Jahrzehnten. Ich war... 40 zu dieser Zeit, glaube ich, also noch nicht sonderlich alt. Zu dieser Zeit befand ich mich bereits in meiner Ausbildung und mein Lehrmeister schickte mich regelmäßig in den Wald, um die Natur zu erforschen.
Es war ein warmer Frühlingstag, beinahe schon Sommer. Ich war bereits im Morgengrauen aufgebrochen, um einen Teil des Waldes in Rionnag, an der Grenze zu den Gorgo-Sümpfen zu erkunden.
Der Wald dort unterscheidet sich eigentlich nicht sehr von Bandaras, Elvenal oder Dan Geal... Zumindest am Anfang. Als ich mich dem Sumpf näherte, wurde die Erde feuchter und matschiger und erschwerte das Vorankommen.
In einem Schlammloch habe ich meine Stiefel verloren und entschieden, fortan keine mehr zu tragen, damit mir das nicht nochmal passiert.
Ich wusste von den Gerüchten, dass Dryaden die Grenzen zu den Gorgo-Sümpfen schützen würden, allerdings hatte bisher kaum jemand diese unsichtbaren Wächter gesehen, darum wusste ich nicht sicher, ob sie der Wahrheit entsprachen. Aber... als ich mich vom bewohnten Teil Rionnags entfernte, veränderte sich die Natur. Sie wurde noch harmonischer, als sie es für gewöhnlich ist und ich konnte den leisen Einfluss von Magie spüren.
Ich wurde neugierig und folgte dem Magiestrom zu seinem Ursprung. -hält an dieser Stelle kurz inne und schließt die Augen, während ein verzaubertes Lächeln auf ihren Lippen erscheint- Die Bäume wurden immer dichter, die Erde immer nasser und der Geruch von Sumpfwasser nahm zu... Es wurde dunkler und stickiger, unheimlich, da die dichten Baumkronen kaum Sonnenlicht durchließen... Dementsprechend war es auch sehr kalt, aber... ich wollte unbedingt wissen, was vor sich ging. Und... als ich schließlich das Ende der dichten Bäume erreicht hatte, fand ich mich am Rand einer kleinen Lichtung wieder.
Auf dieser Lichtung entdeckte ich drei Dryaden... eine von ihnen stand mir gegenüber am anderen Ende der Lichtung und spielte eine Flöte... eine so schöne, sanfte, verheißungsvolle Melodie habe ich noch nie gehört... Sie war eins mit der umgebenden Natur, sie harmonierte wundervoll mit dem leisen Rascheln der Blätter und dem Plätschern eines nahen Baches. Sie... sprach die Natur direkt an, war ein Teil von ihr.
Die anderen beiden Dryaden tanzten auf der Lichtung und schienen nichts mitzubekommen... Ich wagte mich nicht näher heran, denn ich hatte Angst, sie würden es mir übel nehmen, dass ich einfach so in ihr Gebiet eingedrungen war und eines ihrer Rituale störte... doch die Dryade mit der Flöte nickte mir aufmunternd zu, also betrat ich vorsichtig die Lichtung, um sie zu beobachten.
Es war... Durch die Magie der Dryaden spross eine Blume aus der Erde... die schönste Blume, die ich jemals gesehen hatte mit einem schwarzen Blütenkelch, der immer heller wurde, bis der Rand der Blütenblätter in einem hellen Violett auslief... Diese Blume... sprühte vor Leben und Energie, sie schien sich mit der Musik der Dryaden zu bewegen und verströmte den süßesten Duft, den man sich vorstellen kann.
Eine der Dryaden erklärte mir später, dass dies eine besondere Blume sei... Eine ihrer heiligen Blumen... Die Blume des Lebens. Es heißt, wer das Tauwasser aus dem Blütenkelch trinkt, müsse keine Wunde und keine Krankheit mehr fürchten...
Sie würde nur wachsen, wenn die Dryaden während einer bestimmten Sternenkonstellation das Ritual abhielten, welches ich beobachten durfte... Daher wären diese Blumen auch so selten und wertvoll... Diesen Augenblick mit mir zu teilen... war das schönste Geschenk und die größte Ehre, die sie mir hätten erweisen können.."

Während Shiori genauso eilig den Hügel verlässt, wie sie ihn betreten hat, verbleibt nur noch eine einzige Person auf der Lichtung, die nun ihre Geschichte preisgeben darf.
Die letzte Feder des Abends landet auf Eniaraths Haupt, die überrascht zu sein scheint, ebenfalls auserwählt worden zu sein.
Im Gegensatz zu den vorherigen Geschichten vergeudet sie keine Zeit mit einleitenden Worten, sondern beginnt sofort mit ihrer Erzählung:

„Vor vielen, vielen Jahrzehnten gab es einen Mann, schmächtig, nicht für das Handwerk geeignet aber Klug, freundlich und aufopfernd. Er zog aus den großen Städten um sein wissen mit den Bewohnern der abgelegenen Dörfer zu teilen und den Menschen zu zeigen das es viel mehr gibt als nur ihr Dorf.
Doch erfuhr er Ablehnung, das Wissen, Studien oder gar Lehren der Alchemie seien Hexenwerk, nichts für die Jungen und Mädchen die einmal fähige Handwerker und Mütter sein sollten, nichts für konservative Gedanken und starrsinnige Prinzipien. Nach einigen Wochen sank seine Hoffnung und die anfängliche Motivation legte sich zu einem Tiefpunkt... Da begegnete er, welch Zufall, einer Frau vor seinem Haus an einem prächtigen Apfelbaum.
Dort lag sie unter dem Baum und genoss die Äpfel, Ihre Haut rot wie Feuer und ihre Augen schwarz wie die Nacht. Er wunderte sich jedoch nur und sprach sie an, erkundigte sich ob er ihr helfen oder etwas anbieten könne. Sie verneinte. Er fragte weiter, woher sie den stamme und was sie hierher führte. Sie antwortete nur sie seie auf Reisen um etwas zu finden. Erneut fragte er sie, was sie denn suche. Sie schwieg.
Das Gespräch vertiefte sich und nach einigen Stunden entschloss er sich dieser Fremden sein Leid zu klagen, seine Probleme mit den Menschen vor Ort, sein Traum den Menschen ein Stück des Wissens und damit Möglichkeiten schenken zu können. Lange Zeit schwieg die Reisende doch als sie sprach ermutigte sie ihn nicht aufzugeben. Zweifelnd dachte er darüber nach während der Schleier der Nacht sich um die beiden legte und sie sich in sein Haus zurückzogen.
Tage verstrichen bis der Abend der zweiten Woche erreicht war. Noch immer gab er sein bestes den Kindern und Erwachsenen zu lehren woraus die Welt alles besteht, warum sie arbeiten können wie sie es taten und sie blieb an seiner Seite, unterstützte und motivierte ihn mal mit Worten, mal mit Taten. Und am Beginn der Vierten Woche verliebte sie sich in den Gelehrten.
Die Dorfbewohner jedoch begutachteten den Mann mit stetig wachsendem Argwohn, schließlich kamen Gerüchte auf ein Dämon, ein Monster würde bei ihm hausen und ihm befehlen die Kinder zu verderben. Angst breitete sich aus, angst vor dem Fremden, dem Unbekannten was man nicht versteht, kaum verstehen will. Und so warteten sie auf den richtigen Augenblick.
Die Fremde die Mann kaum noch als Solche bezeichnen konnte fühlte sich berufen zu helfen und ging jagen, zumeist mit bloßen Händen und purer Kraft war sie doch das exakte Gegenteil des Gelehrten. Am Abend der fünften Woche kehrte sie mit reicher Beute zurück und erschrak. Der Mann den sie so kurz kannte, den sie lieben gelernt hatte hing aufgeknüpft von einem wütendem Mob an jenem Apfelbaum, sein Haus in Flammen, sein Körper kalt.
Rasend vor Zorn machte sie sich auf den Weg in das Dorf um alles zu vernichten, um Vergeltung zu üben, um Rache zu nehmen... Sie machte vor Niemandem halt. Kinder, Frauen, Männer, Haus und Nutztiere alles, ja sogar die Gebäude machte sie dem Erdboden gleich und ließ ihrem Zorn freien Lauf. Und somit verschwand das Dorf in der Nacht der fünften Woche aus den Landkarten dieser Welt, lediglich Leichen und Trümmer fand man Wochen später. Und ein einzelnes Grab unter einem einsamen Apfelbaum."

Auch diese Geschichte erhält verhaltenen Applaus, da diese wohl nicht ganz den Geschmack der Zuhörerschaft trifft.
Kaum dass Eniarath den Hügel verlassen hat, stimmen die Eulen ein freudiges, lautes Schuhu an, das durch den ganzen Wald hallt.
Noch während das Echo langsam verhallt, landet eine Eule auf Argos Schulter und öffnet dort ein drittes Auge auf ihrer Stirn. Ungehört von den anderen Gästen teilt sie dem Wächter mit, dass er sich nicht länger verstecken möge. Mit der Kraft der Natur selbst gesegnet, solle er den Wald zum Sieg gegen jene, die ihn bedrohen, führen.
Mit diesen letzten aufmunternden Worten schließt die Eule ihr zusätzliches Auge wieder und erhebt sich in die Lüfte, um in die Tiefen des Waldes zurückzugleiten...

Antworten Zuletzt bearbeitet am 04.03.2018 16:39.

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